Pandemie der Verzerrungen

Im Folgenden erläutere ich sieben Arten kognitiver Verzerrung, die sich summieren und zu Kaskaden inadäquater Handlungen führen können – darunter drei klassische Fehlschlüsse. Der Eindruck, dass es sich bei SARS-CoV-2 um ein im Vergleich zur Influenza besonders gefährliches Virus handelt, verfestigt sich auch deshalb, weil diese Verzerrungen weltweit am Werk sind und wie eine Self-Fullfilling Prophecy wirken.

Zwar habe ich Bedenken gegen die kognitive Psychologie, weil viele ihrer oft starken Thesen auf lausigen Studien beruhen (siehe dazu zum Beispiel das Buch Science Fictions von Stuart Richie). Das Praktische ist aber hier, dass sich Befürworter drastischer Coronamaßnahmen für die Qualität von Studien in keiner Weise interessieren, solange sie ihre Auffassung zu stützen scheinen. Auf dem Niveau der Befürworter müssen auch lausige psychologische Studien hinreichend sein, um als Gegenargument gelten zu können.

I. Cum hoc ergo propter hoc: gemeinsam, also deswegen

Auf diesen Fehlschluss baut die Formulierung „im Zusammenhang mit Covid gestorben“. Bei allen Definitionen sollte man zwischen eigentlicher Bedeutung und erweiterter Bedeutung unterscheiden. Im juristischen Bereich gibt es die Unterscheidung zwischen Begriffskern und Begriffshof. Den Kern bildet das Unstrittige, den Hof alles Strittige rund um dem Kern. Unstrittig ist hier aber nur, dass die Menschen tot sind. Der Rest ist Verhandlungssache. Wirft man eigentliche und uneigentliche Bedeutung in einen Topf, kann man andere Menschen beliebig manipulieren, weil man ihnen den Verstand vernebelt hat.

In vielen Ländern wird jede verstorbene Person mit einem positiven PCR-Testergebnis als Covid-Todesfall gezählt. Wie lose der unterstellte Zusammenhang ist, erkennt man sofort, wenn man bedenkt, dass nach dieser Definition George Floyd, welcher Opfer von Polizeigewalt wurde, als Covid-Toter zu gelten hat, weil er positiv getestet wurde. Doch es geht noch loser. Für die US-amerikanischen Centers of Disease Control zum Beispiel gilt bereits jede Person als Covid-Todesopfer, bei der ein Zusammenhang zwischen Infektion und Todesursache nur vermutet wird (siehe hier, S. 66, Fußnote 238). Nicht einmal ein positives Testergebnis ist erforderlich. 

Der Zusammenhang braucht also nicht kausal[1], sondern lediglich assoziativ zu sein. Führt man diese Logik konsequent weiter, müssten beispielsweise alle Menschen, die aufgrund der Maßnahmen aus Verzweiflung den Freitod wählen oder zusätzlich verhungern, als Covid-Tote im eigentlichen Sinn gelten. Denn ohne die Existenz von Covid hätten sie sehr wahrscheinlich länger gelebt. Solche Todesopfer werden in Presseberichten meist dem Virus selbst und nicht den verfehlten Maßnahmen zugerechnet. Die Unterscheidung zwischen Covid- und Kollateraltoten ist auf dieser Basis tatsächlich sinnlos.

Doch auch Corona-Skeptiker könnten aus diesem Fehlschluss Kapital schlagen und zum Beispiel mit einem riesigen Leichenberg von „im Zusammenhang mit Alltagsmasken Verstorbenen“ aufwarten. Denn nahezu jeder Verstorbene seit Einführung der Maskenpflicht kann als „im Zusammenhang mit der Maskenpflicht gestorben“ bezeichnet werden und muss damit als „Maskentoter“ im eigentlichen Sinn gelten. Fast alle Bürger haben nämlich seit Einführung der Maskenpflicht irgend eine Mundnasenbedeckung getragen, und bei dem Rest vermutet man es eben. 

Alarmisten, die Skeptiker zu Alu-Hutträgern erklären, fallen selbst in die Grube, die sie diesen graben. Denn sie sind ja ohne hinreichende Evidenz der Überzeugung, dass die Infektionsgefahr deutlich sinkt, wenn Alltagsmasken getragen werden. Maskenfanatiker, die nicht infiziert sind, führen dies unter anderem auf ihren konsequenten Gebrauch der Maske zurück. Mit Maske = keine Infektion. Cum hoc ergo propter hoc. Die Maske ist ihr Alu-Hut. Ich vermute stark, dass gut gemachte Studien keinen Unterschied im Virenschutz zwischen Alltagsmaske und Aluhut nachweisen könnten. Alltagsmasken schützen offenbar so „gut“ gegen SARS-CoV-2 wie Aluhüte gegen Telepathie.

Das ist keine satirische Überzeichnung. Was den Alarmisten recht ist, kann den Skeptikern nur billig sein. Wenn für Alarmisten ein assoziativer Zusammenhang ausreicht, müssen sie akzeptieren, dass er auch für ihre Gegner ausreicht. Natürlich sind derart weite Definitionen im Zusammenhang mit Covid absurd. Sie werden aber nun einmal tatsächlich zur Grundlage des administrativen Handelns. Durch finanzielle Anreize, Covid zu diagnostizieren, wird besagter Fehlschluss natürlich enorm begünstigt. Wenn Cum hoc ergo propter hoc konsequent vermieden würde, gälten restriktive Definitionen, sodass die Anzahl an Covid-Toten auf ein Minimum einschmölze. Todesursachen zu bestimmen ist ohnehin eine heikle Angelegenheit, weshalb man sich in der Analyse besser auf die Sterblichkeit unter Absehung von Ursachen konzentrieren sollte (All-Cause-Mortality), da sie kaum irrtumsanfällig ist. 

II. Post hoc ergo propter hoc: danach, also deswegen

Dieser Fehlschluss manifestiert sich besonders deutlich in der Behauptung, dass „die Maßnahmen gewirkt“ hätten, wenn dabei auf bloße Chronologie verwiesen wird. Wie diese Grafik zeigt, ist auch hier der Zusammenhang bloß assoziativ:

Wenn ein bloßes Nacheinander als Beweis ausreicht, können Corona-Skeptiker mit gleichem Recht behaupten, für die steigenden Zahlen sei der Februar und für die sinkenden der März verantwortlich bzw. an der „zweiten Welle“ sei nur der vermaledeite Juni schuld, seit welchem die „Fallzahlen“ wieder steigen. Man habe ja immer gewusst, dass er Übles im Schilde führe. Nun zeige er sein wahres Gesicht und bekomme von seinen Kumpels Juli, August, September, Oktober, November, Dezember usf. Verstärkung.

Ich habe oft erlebt, dass Alarmisten nichts anderes heranziehen als die schiere Chronologie. Sie müssen sich also gefallen lassen, wenn man die Absurdität dieser „Beweisführung“ auf den Punkt bringt. Aber sie tun natürlich nichts dergleichen, sondern behaupten wahrscheinlich, dass ich Strohmann-Argumente benutze. Ich wäre froh, wenn die Alarmisten mehr in petto hätten als offenkundige Absurditäten. Das ist aber nicht der Fall. Mit haltlosen Behauptungen entfachen sie lodernde Lauffeuer in den Strohköpfen dieser Welt.

III. Circulus in demonstrando: Zirkelbeweis

Ein solcher liegt vor, wenn das zu Beweisende für die Beweisführung vorausgesetzt wird. Eines von vielen klassischen Beispielen ist der Wahrheitsgehalt der Bibel, der dadurch bewiesen wird, dass in der Bibel steht, sie sei wahr. Springt hier die Zirkularität ins Auge, wird sie in anderen Zusammenhängen häufig übersehen, vor allem dann, wenn sie in Zahlenwerken verborgen ist, die Laien nicht ohne Weiteres verstehen. So etwas kommt zum Beispiel in jenen Modellen vor, die vermeintlich beweisen, dass andere Modelle korrekt sind.

Das Modell des Imperial College prognostizierte sehr viele Corona-Tote für Europa, wenn bestimmte Interventionen unterbleiben. Es wird nun in anderen Modellen damit bestätigt, dass Interventionen stattgefunden haben und die Todeszahlen deutlich niedriger geblieben sind. Stefan Homburg und Christof Kuhbandner konnten die Zirkularität in einem dieser Modelle nachweisen. Das Modell des Imperial College fungiert als Bibel, die bestätigenden Modelle als Katechismen. 

Laien sollten sich von Zahlennebel und aufgeblasener Sprache nicht ins Bockshorn jagen lassen. Das derzeit häufig bemühte „Präventionsparadoxon“, dem die Corona-Skeptiker vermeintlich zum Opfer fallen, ist ebenfalls zirkulär. Am Beispiel des MDR sieht man, dass öffentlich-rechtliche Sender ihren Bildungsauftrag darin sehen, die Bürger dümmer statt klüger zu machen:

Im Klartext meint der MDR, dass Menschen, die für ihre Grundrechte demonstrieren, verantwortungslose Deppen sind, die das großartige Präventionsparadoxon nicht verstehen.

Der Teufel steckt in der Formulierung: „Wenn eine Präventionsmaßnahme greift“. Genau das müsste aber erst einmal separat bewiesen werden, bevor man ein Paradoxon konstatieren kann. Davon kann aber keine Rede sein (siehe zum Beispiel hier, S. 18-20). In der Regel wird das Paradoxon einfach „bewiesen“, indem man es definiert. Das ähnelt dem ontologischen Gottesbeweis, der Immanuel Kant zufolge ebenfalls zirkulär ist.

Nachtrag 24. Oktober 2022:

Gestern bin ich auf einen Artikel der Medizinstatistier Lars G. Hemkens und Gerd Antes vom Juli 2021 gestoßen, der exakt bestätigt, was ich geschrieben habe. Um die Wirkung einer Intervention nachzuweisen – so schreiben sie – müsste sie erst einmal nach bestimmten Standards geprüft worden sein, und zwar vor allem durch Bildung sinnvoller Kontrollgruppen. Unterbleibt dieses, unterscheidet sich das Postulat eines „Präventionsparadoxons“ nicht von religiösen Praktiken. Hemkens und Antes wörtlich:

Mit exakt der gleichen Logik wurden in der Menschheitsgeschichte unzählige Behandlungen und Maßnahmen begründet. Antike Hohepriester haben so den Nutzen angemessener Götzenverehrung zur Vermeidung prognostizierter apokalyptischer Ereignisse ebenso bewertet wie Quacksalber die vermeintlich heilbringenden Effekte ihrer Taten. Traten unheilvolle Ereignisse nicht ein, so waren die „präventiven“ Maßnahmen erfolgreich – traten sie dennoch ein, so waren die Maßnahmen entweder nicht hinreichend oder es wäre ohne sie noch schlimmer gekommen.

Die Autoren bezeichnen diese Erkenntnis als trivial wahr. Mit dem gesunden Menschenverstand ist sie leicht zu erlangen, aber nicht mit dem blindem Glauben unserer „geistig-moralischen Elite“ an regierungsnahe Experten, die nichts anderes sind als moderne Hohepriester. Wenn man also mir schon nicht glaubt, sollte man doch vielleicht Gerd Antes glauben, der ein führender Medizinstatistiker Deutschlands, also ohne Zweifel ein höchst kompetenter Experte ist.

Nachtrag Ende

Wie können gebildete Menschen nur aus den niedrigen Fallzahlen schließen, dass die Maßnahmen gewirkt haben? Wie können gebildete Menschen nur dem Wahn verfallen, dass wir noch immer ganz vorsichtig sein müssen, um das Corona-Ungeheuer nicht zu provozieren? Ach, ich verstehe! Weil das Orakel von Drosten es täglich menetekelt und es nun mit rituellen Massentests aus dem Schlaf gerissen wird. „Welche Beweise brauchst du denn noch?!“ Seufz.

IV. Bestätigungsfehler

Wer überzeugt ist, alles Unheil der Welt sei auf das Wirken des Teufels zurückzuführen, wird jeden konkreten Fall als Bestätigung empfinden. Wer als Wissenschaftler partout etwas beweisen will, neigt dazu, die Daten so zu Fakten zusammenfügen, dass seine Hypothese als bestätigt erscheint. Dies ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft, die jedoch einem sachgerechten Urteil im Wege steht.

Wissenschaftler treten meist mit dem Anspruch auf, objektiv zu sein. Als Einzelpersonen können sie diesem Anspruch aber nur schwer gerecht werden. Es ist nicht unbedingt ratsam, dass der betreffende Wissenschaftler selbst eine konsequent skeptische Position zu seinen Hypothesen einnimmt, auch wenn ein naiver Falsifikationismus dies fordert (selbst Karl Popper hielt einen gewissen Dogmatismus für geboten). Die skeptische Position sollten vernünftigerweise andere vertreten. Wichtig ist ein Rahmen, der eine offene Diskussion und einen Wettstreit der Argumente ermöglicht. Dieser existiert nur in offenen Gesellschaften, wo niemand als Wahrheitsbesitzer anderen seine „Wahrheit“ aufzwingen kann.

Im Fall von Covid war von Anfang an ein starker Bestätigungsfehler am Werk. Jede nüchterne Analyse wird bis heute durch allgemeine Panik be- oder verhindert. Es liegt auf der Hand, dass es die skeptische Position schwer hat, wenn sie a priori als Verharmlosung gilt. Und so sehen nun alle überall nur noch Covid am Werk, genau wie man früher in jedem Unglück oder vermeintlichen Unglück den Satan erkannt haben will.

Statt Leuten wie Wolfgang Wodarg oder auch John Ioannidis dankbar zu sein, dass sie eine skeptische Positition einnehmen und damit Vernunft und Wissenschaftlichkeit zu retten versuchen, werden sie zu Agenten Satans erklärt. Es wird allgemein nicht verstanden, dass irgend jemand die skeptische Position vertreten muss, wenn das Ganze auch nur entfernt etwas mit wissenschaftlichen Standards zu tun haben soll. Was ein ungebremster Bestätigungsfehler anrichten kann, sehen wir zur Zeit.

V. Kontrollillusion

In seinem berühmten Werk Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus legt Max Weber (1864–1920) dar, dass aus der Überzeugung, etwas durch Handeln nicht beeinflussen zu können, geschäftiger Aktivismus folgen kann. Gemäß der Prädestinationslehre können die Menschen durch irdisches Tun nicht beeinflussen, ob sie ins Paradies oder in die Hölle kommen, weil darüber schon vor ihrer Existenz entschieden worden ist. Dennoch wurden diejenigen, die daran glaubten, in der Mehrheit nicht passiv, sondern äußerst aktiv. Sie meinten nämlich, anhand weltlicher Parameter erkennen zu können, ob sie auserwählt oder verdammt waren. Als besonders deutliches äußeres Anzeichen, auserwählt zu sein, galt der Reichtum. Also wurden die Menschen sehr geschäftstüchtig.

Fatalismus und Nichtstun angesichts realer oder eingebildeter Bedrohungen sind Optionen, die der menschlichen Psyche offenbar nicht gut entsprechen. Man will allein schon deshalb etwas machen, weil man es sonst nicht aushält. Nun zeigt die Geschichte respiratorischer Virus-Epidemien sehr deutlich, dass diese sich im Prinzip stets gleich verhalten – und zwar unabhängig von unseren konkreten Maßnahmen. Ein Einfluss gerade der drastischsten Maßnahmen ist nirgendwo auszumachen. Wahrscheinlich wird genau deshalb so vehement daran festgehalten. Je drastischer der Teufel an die Wand gemalt wird, desto größer ist offenbar die Illusion, ihn durch (rituelle) Handlungen in Schach halten oder vertreiben zu können. 

Den Gang einer Epidemie kann man nicht wesentlich beeinflussen, weil man einfach nicht genau genug weiß, warum Epidemien sich so verhalten, wie sie es nun einmal tun. Alles, was darüber hinausgeht, ist meiner Ansicht nach Resultat der Kontrollillusion, die durch ein irrationales Vorsorgeprinzip verstärkt wird. 

VITruthahn-Illusion

Ein Truthahn hegt so lange die Illusion, dass der Mäster nur sein Wohlbefinden im Sinn hat, bis er geschlachtet wird. Mit jedem Tag steigt sein Vertrauen in den Mäster, da er jeden Tag Futter bekommt und umsorgt wird. Er extrapoliert diesen Trend, weil er die Umstände nicht kennt, welche die abrupte Trendwende herbeiführen. Umgekehrt könnte ein kranker Truthahn glauben, der Tierarzt wolle ihm nur Böses und werde ihn eines Tages töten, weil er in eine Krankenbox gesperrt worden ist und unangenehme Behandlungen des Arztes über sich ergehen lassen muss. Wenn er dann plötzlich als geheilt freigelassen wird, schaut er verdutzt drein.

Einer negativen Truthahn-Illusion erliegen alle, die seit Monaten andere beschuldigen, exponentielles Wachstum nicht zu verstehen. Obwohl seit mindestens 1840 bekannt ist, wie Epidemien verlaufen, wird menetekelt, diese Pandemie sei etwas ganz anderes, sie sei nicht selbstlimitierend, weil in der Bevölkerung keine Immunität vorhanden sei. Edgar Hope-Simpson hat aber am Beispiel der Influenza gezeigt, dass Pandemien rasch zurückgehen können, obwohl keine oder nur wenig Immunität in der Bevölkerung nachweisbar ist. „What goes up, must come down”. Covid zeigt überall eine ganz normale Gompertz-Kurve. Siehe auch den Beitrag von Michael Levitt et al.

Diese wird nur durch weltweit Amok laufende Massentests wieder nach oben gebogen.

VII. Ankereffekt

Bei Gehaltsverhandlungen sollte man als Beweber mit seinen konkreten Vorstellungen nicht zu tief ansetzen und auf keinen Fall eine zu niedrige Zahl nennen, denn mehr bekommt man dann auch nicht. Mit der Zahl, die man nennt, setzt man einen Anker, an dem dann auch die Gegenseite hängt. Im Falle einer zu niedrigen Zahl freut sich der potenzielle Arbeitgeber darüber, und der Bewerber hat das Nachsehen. Dies ist den Beteiligten in solchen Situationen durchaus bewusst. Der Ankereffekt besteht aber darin, dass Menschen sich auch durch willkürliche Zahlen aus ganz anderen Zusammenhängen unbewusst beeinflussen lassen. So lassen sich zum Beispiel selbst erfahrene Richter bei der Strafzumessung von Zahlen leiten, die sie kurz zuvor von Laien gehört haben. Auch Experten unterliegen diesem Effekt. 

In einem Beitrag für den Spectator hat der Oxford-Epidemiologe Carl Heneghan den Ankereffekt explizit angesprochen. Er vertritt die These, dass dieser das Handeln der Akteure in Sachen Covid zum Negativen beeinflusst. Ihre Maßnahmen orientieren sich den hohen Fall- und Todeszahlen, die in Modellen errechnet worden sind, sowie an der anfänglich genannten Sterblichkeitzahl von über drei Prozent. Gunter Frank schreibt über diese Zahl:„Aber sie löste die Panik der Entscheider aus, die bis heute deren Handlungen bestimmt, obwohl wir ganz sicher wissen, dass die Sterblichkeit einer Infektion mit dem SARS-Cov-2 die einer normalen saisonalen Grippeinfektion nicht übersteigt. Aber die Politik wie die Öffentlichkeit schaffen es einfach nicht, aus diesem Teufelskreislauf der Panik auszusteigen.“  

Wie Paul Schreyer in seinem Buch Chronik einer angekündigten Krise dargelgt, haben sich die globalen Entscheidungsträger mit immer wiederkehrenden Simulationen von Viruspandemien – zuletzt im Event 201 – auf ein bestimmtes Handeln geradezu konditioniert und spulen es nun gnadenlos ab. Doch in den Simulationen ist die jeweilige Pandemie weitaus schlimmer als das, was in der realen Welt mit Corona stattfindet. Die eingeübten Handlungen sind darauf bezogen, dass weltweit 20, 30 und mehr Millionen Menschen binnen kurzer Frist sterben. Die Verantwortlichen handeln trotz aller Daten, die Entwarnung nahelegen, geradzu brutal nach dem Muster, das sie mit den hohen Todeszahlen im Hinterkopf eingeübt haben. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Fazit

Man könnte noch weitere Verzerrungen aufzählen, zum Beispiel den mächtigen Wahrheitseffekt. Ich denke aber, die genannten Mechanismen reichen aus, um zu stützen, was ich oben behauptet habe. Man stelle sich vor, diese systematischen Fehleinschätzungen ständen zueinander tatsächlich in einer kumulativen Beziehung, würden sich gegenseitig hochschaukeln und verstärken. Dann stelle man sich vor, es gäbe sie gar nicht oder nur in geringem Ausmaß. Was bliebe dann noch vom Killervirus? 

Nichts.


[1] Auf eine tiefere Diskussion über Kausalität verzichte ich hier, mache nur darauf aufmerksam, dass ich in Bezug auf selbige zu einer Regularitätstheorie neige, wie sie von David Hume formuliert und von John Leslie Mackie weiterentwickelt worden ist.