Das Kuhhorn des Anstoßes
Jüngst bin ich dafür angegriffen worden, dass ich auf Twitter ein Interview mit Professor Harald Matthes, Chef des Berliner Krankenhauses Havelhöhe, verlinkt habe. Dort kritisiert Matthes die Anticoronamaßnahmen als zu pauschal und unverhältnismäßig. Mir gefällt das Interview sehr gut. Es ist nicht zu lang und kommt bei allen Themen sofort auf den Punkt. Ich stimme Matthes voll zu. Das gilt auch für seine Bemerkungen zum Impfen. Er hat Recht, dass die Strategie, alle Menschen so lange mit Maßnahmen zu traktieren, bis ein Impfstoff verfügbar ist, auf Ideologie beruht. Ebenso ist es nicht evidenzbasiert, Personen gegen Influenza zu impfen, um sie gegen Corona zu schützen.

Die folgende Aussage halte ich für besonders zustimmungswürdig: Matthes findet es „völlig unverständlich, warum Virologen, die ja das Virus untersuchen, immer noch die wesentlichen politischen Maßgaben bestimmen, während ja die klinische Einschätzung das Entscheidende ist: Wie viele Menschen werden tatsächlich krank?“ Herr Drosten würde jetzt wieder einwenden, dass er gar nichts bestimme, sondern alle Entscheidungen von Politikern getroffen würden. Das ist formal korrekt. Da die Politiker ihm aber an den Lippen hängen, bestimmt er (mit einigen anderen Virologen?) indirekt jene Entscheidungen maßgeblich mit. Man könnte es treffender folgendermaßen formulieren: Die Perspektive eines oder einiger Virologen determiniert das Handeln der Entscheidungsträger.
Sehr wichtig finde ich Matthes‘ Verweis auf klinische Daten, die entscheidend sein sollten. In kaum einem anderen Interview mit Fachleuten finde ich das so kurz und bündig formuliert. Ich habe also meine guten Gründe, exakt dieses Interview zu verlinken. Nur einem Satz stimme ich nicht ganz zu: „Bei den alten Menschen sollten wir Abstandsregeln und Maskentragen bei Besuchen beachten.“ Ich bin der Meinung, dass Masken auch in diesem Fall nichts nützen und daher weggelassen werden sollten. Besonders die dementen Menschen dürften sich vor „Maskierten“ fürchten. Länger anhaltende Furcht schwächt nachweislich das Immunsystem. Mit den Masken wäre also nichts gewonnen, im Gegenteil.
In ähnliche Richtung geht ein aktueller Beitrag von Professor René Gottschalk und Professor Ursel Heudorf, Leiter und Stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes Frankfurt am Main. Auch hier habe ich nur zu kritisieren, dass Atemschutzmasken als „wirksame Maßnahme“ bezeichnet werden.
Worauf stehst denn du?
Nun sollte man erwarten, dass die Kritik an mir sich darauf bezieht, was Professor Matthes in diesem Interview gesagt hat. Stattdessen bin ich wieder einmal über etwas aufgeklärt worden, was mir vorher schon bekannt gewesen ist. Man fragte mich nämlich, wörtlich zitiert: „Seit wann stehst du auf Anthroposophen?“ (Matthes ist Anthroposoph) Dies geschah in der offenkundigen Absicht, mich auf Twitter der shitstormenden Meute auszuliefern.

Einführungen in die Diskursethik kann man entnehmen, dass eine solche Gesprächseröffnung jeglichen rationalen Diskurs von vornherein vereitelt. Die Sachfrage wird in eine Personenfrage bzw. eine Frage nach Gruppenzugehörigkeit umgewandelt, was als unzulässiger Ad-Hominem-Schluss einschlägig bekannt ist. Auf Wikipedia heißt es dazu:
Unter einem argumentum ad hominem (lateinisch etwa „Beweis[führung] [bezogen] auf den Menschen“) wird ein Scheinargument (Red Herring) verstanden, in dem die Position oder These eines Streitgegners durch Angriff auf dessen persönliche Umstände oder Eigenschaften angefochten wird. Dies geschieht meistens in der Absicht, wie bei einem argumentum ad populum, die Position und ihren Vertreter bei einem Publikum oder in der öffentlichen Meinung in Misskredit zu bringen und eine echte Diskussion zu vermeiden.
Argumente ad hominem sind indes nicht per se unzulässig. Sie sind aber strikt unzulässig, wenn es um eine Sache und nicht um eine Person geht. Die Sache ist hier der Umgang mit SARS-CoV-2. Es geht konkret um die Frage, wie sinnvoll die Maßnahmen sind, und um nichts anderes. Kommt einem aber jemand so, wie oben zitiert, wird die anschließende Diskussion unweigerlich verlaufen wie ein Beziehungsgespräch:
„Seit wann stehst du denn auf Frauen mit kleinen Titten?“
„Ich habe ein Interview mit der Autorin X verlinkt. Darin geht es um soziale Ungleichheit. Es gibt keinen Grund zur Eifersucht.“
„Wieso Eifersucht? Das war doch nur eine Frage.“
Den Fortgang des Gesprächs kann sich wahrscheinlich jeder vorstellen. Mit der ersten Frage ist der Angesprochene bereits verurteilt, und er wird so lange verbal gefoltert, bis er ein umfangreiches Geständnis abgelegt hat. Subtext: „Gib zu, dass du mich gar nicht liebst!“ bzw. „Gib zu, dass du ein Schwein bist!“
Bitte nicht stören!
Der Person, die mich kritisiert hat, ist meine ablehnende Haltung gegenüber der Anthroposophie bekannt. Sie weiß auch, dass ich keine gravierenden Bedenken gegen Glyphosat habe, nichts von Ökolandbau und „enkeltauglicher Landwirtschaft“ halte. Nach ihrer Eröffnung klärte sie mich über den mir ebenfalls bekannten Sachverhalt auf, dass das Interview in einer anthroposophischen Zeitschrift erschienen ist, deren aktuelles Heft eine „enkeltaugliche Agrarkultur“ ohne Pestizide beschwärmt und warnt: „Glyphosat ist überall.“ Dies – so wurde mir unterstellt – würde mich „anscheinend nicht stören“.


Aber aus der Tatsache, dass ich zustimmend ein Interview mit einem Anthroposphen in einem Anthroposophen-Magazin verlinke, folgt selbstverständlich nicht, dass ich auf Anthroposophen stehe. Ferner folgt daraus in keiner Weise, dass mich der Inhalt in besagtem Heft nicht stört. Dergleichen liegt nicht einmal nahe. Wer dies dennoch folgert, begeht einen Fehlschluss namens non sequitur. Auch hierbei handelt es sich um einen rhetorischen Trick, mit dem eine argumentativ überlegene Position vorgetäuscht wird. Non sequitur (Lat. „Es folgt nicht“) bezeichnet eine Reihe von Fehlschlüssen, bei denen die Schlussfolgerung nicht (korrekt) aus den Prämissen ableitbar ist.
Zugeschaut, Mist gebaut
Um aus jenen sachfremden Einwänden irgend etwas annähernd Brauchbares zu basteln, müsste wenigstens nachgewiesen werden, dass die Anthroposophie und der Inhalt des Heftes negativen Einfluss auf das hatten, was Matthes in besagtem Interview äußert. Es wäre also die Frage zu klären, in welchen Passagen sich die (sagen wir) religiöse Einstellung von Professor Matthes irrational manifestiert haben soll. Selbst das wäre aber noch immer glatt am Thema vorbei, denn man könnte ja auch gleich benennen, was an den Einlassungen falsch ist, ohne den Umweg über die Anthroposophie zu nehmen. Dieser kommt hier also die Rolle eines Strohmannes zu. Schauen wir noch einmal bei Wikipedia nach:
Ein Strohmann-Argument (auch Strohmann-Trugschluss, von englisch straw man fallacy oder straw man argument) ist in der Rhetorik (…) eine Form des sophistischen Schein-Argumentes (Red Herring), die auf einem informellen Fehlschluss beruht. Hierbei wird der Eindruck erweckt, das Argument eines Gegners zu widerlegen, während tatsächlich ein Argument (unterstellt) zurückgewiesen wird, das vom Gegner gar nicht vorgetragen wurde.
Man könnte auch sagen: Es wird der Sack statt des Esels geschlagen. Die Gegenseite tat mir nicht den Gefallen, irgend etwas Konkretes zu benennen. Sie gab nur allgemeine Bekundungen ab, dass Anthroposophen „gegen Impfungen“ seien, „Kuhhörner vergraben“, Homöopathie befürworten und insgesamt „der Gesellschaft schaden“:

Ergänzung Januar 2022: Das mit den Impfungen ist allerdings nicht korrekt. Die Anthroposophischen Verbände befürworten nämlich die Covid-Impfung, ebenso die Verbände der Homöopathen. Ich könnte also besagter Dame nun entgegenhalten: „Seit wann stehst du auf Anthroposophen und Homöopathen? Distanziere dich gefälligst! Weißt du nicht, dass sie mit Mist gefüllte Kuhhörner bei Mondschein auf ihren Feldern vergraben, um diese zu düngen! Weißt du nicht, dass sie Globuli für wirksame Medizin halten? Bist du jetzt zur Eso-Kuh mutiert, oder was?“
Mehr Schein als Sein
Unter rationalen Bedingungen brauchte man über solche Kritik kein Wort zu verlieren. Jeder würde auf den ersten Blick erkennen, was vor sich geht, und sofort mit Platzverweis drohen. Es würde sich niemand trauen, diese unlauteren Mittel anzuwenden. Ich muss aber immer wieder feststellen, dass derlei Scheinargumente bei vielen Menschen verfangen, und zwar weit besser als echte Argumente. Seit ich mich öffentlich zu kontroversen Themen äußere, werde ich ständig über politische oder sonstige „Kontexte“ belehrt, die ich übersehen würde, die aber entscheidende Bedeutung hätten. Man versorgt mich ungebeten mit Gossip über Personen, die ich zitiere, oder über Personen, die mit Personen, die ich zitiere, vielleicht schon einmal gesehen wurden. Man klärt mich darüber auf, in welchen Vereinen die betreffenden Leute Mitglied sind oder welchen Gruppen sie „nahestehen“ könnten und so weiter und so fort.
Ich habe ad nauseam betont, dass ich mich ausschließlich für Argumente interessiere. Wenn es alle so machen würden wie ich, würden sich aufgrund der immensen Bullshitreduktion fast alle vermeintlich drängenden Probleme in Luft auflösen. Das ist jedenfalls eine Utopie von mir. Man könnte die wirklichen Probleme beherzt angehen, weil man alle Scheinprobleme, die auf wirrem Denken beruhen, eliminiert hätte. Es herrschte eine offene Debattenkultur in einer offenen Gesellschaft, die ich vehement befürworte. Ich bin entschieden gegen Cancel Culture und Kontaktschuld. Aus diesem Grund habe ich auch diesen Appellunterzeichnet.
Weil ich so nett bin …
gehe ich im Folgenden trotzdem auf manche Vorwürfe näher ein. Wenn man schon die Person meint, müsste man ihr wenigstens eine Chance geben. Man müsste Professor Matthes zum Beispiel fragen, ob er tatsächlich an die Wirkung von bei Mondschein vergrabenen Kuhhörnern glaubt. Schließlich glaubt auch nicht jeder Christ an eine Erde, die maximal 6000 Jahre alt ist. Mir fehlt aber jegliche Lust, solche Ermittlungsarbeit im Dienste ideologischer Reinheit zu leisten, weil es mir nun einmal nicht um die Person geht. Eine Person kann in einer Sache Recht haben, in einer anderen aber nicht. Eine Person kann bei diesem Thema rational argumentieren, bei jenem aber nicht. „Stellen Sie sich das mal vor“, würde Harald Lesch dazu sagen, „ist doch faszinierend, oder?“
Kurt Gödel, einer der genialsten Mathematiker aller Zeiten, ist verhungert, weil er glaubte, durch die Nahrung vergiftet zu werden. Wie kann man also nur ernst nehmen, was „so einer“ auf dem Gebiet der Mathematik vertreten hat? Her mit der Fake-News-Warnung! Der weltweit älteste aktive Dirigent ersten Ranges heißt Herbert Blomstedt. Er ist Siebenten-Tags-Adventist und damit Vegetarier. Ich besitze eine Gesamtaufnahme der Beethoven-Symphonien mit Blomstedt als Dirigenten. Soll ich sie nun dem Feuer übergeben, weil er Vegetarier ist und ich Vegetarismus ablehne? Wäre das nicht barbarisch? Soll er etwa Buletten essen, damit ich ihn großzügiger Weise als bedeutenden Dirigenten würdige? Soll ich seine Leistung nicht anerkennen, bloß weil ich Atheist bin?
Man könnte trotz dieser Absurditäten insistieren, eine Person sei nun einmal unglaubwürdig, wenn sie von Anderen strikte Rationalität einfordere, sich selbst aber nach Gusto davon dispensiere. Da es hier explizit um Personen geht, muss überdies nach der Glaubwürdigkeit derjenigen Person gefragt werden, die solche Vorwürfe erhebt. Zwei ähnliche lautende Sprüche sind dazu besonders bekannt
1. Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.
2. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.
Die etablierte Wissenschaft und etablierte Medizin nimmt es mit der Evidenz ebenfalls nicht so genau, obwohl sie gerne einen anderen Eindruck vermittelt. Sie scheitert damit am eigenen Anspruch, was schlimmer ist, als diesen Anspruch gar nicht zu erheben. Ich vermag nicht zu erkennen, warum es irrationaler sein soll, an die düngende Wirkung bei Mondschein vergrabener Kuhhörner zu glauben, als an die Wirkung von allgemeiner Maskenpflicht oder Lockdowns gegen SARS-CoV-2. Homöopathie hat immerhin mindestens eine Placebowirkung, was man von Alltagsmasken und Lockdowns nicht behaupten kann.
Es ist nur mit äußerster geistiger Verrenkung in zirkulären Modellen möglich, diese Maßnahmen als wirkungsvoll zu beschreiben. Der Schaden durch Anticoronamaßnahmen liegt dagegen offen zutage. Die Homöopathie steht im Vergleich viel besser da. Man darf nicht vergessen, dass sie zahlreiche Menschen davon abhält, „echte“ Medikamente einzunehmen und brachiale Therapien zu durchleiden. In den meisten Fällen ist dies gewiss lebensrettend, wenn man bedenkt, wie hoch die Anzahl Menschen ist, die an Medikamenten oder infolge unnötiger invasiver Eingriffe versterben. Intubation und Übermedikation waren sicher auch verantwortlich für den Tod zahlreicher Covid-Patienten.
Laut einer 2016 im British Medical Journal erschienenen Studie sind Fehler von Ärzten in den Vereinigten Staaten dritthäufigste Todesursache nach Herzkrankheiten und Krebs. Im Buch des Radiologen Gerd Reuther mit dem Titel „Der betrogene Patient“ heißt es: „In Deutschland ist eine Größenordnung von circa 200 000 Todesfällen – also jeder vierte Todesfall – auf ärztliche Behandlungen zurückzuführen.“ Reuther geht davon aus, dass hierzulande 600 der jährlich 700 Millionen ärztlichen Behandlungen keine hinreichende Evidenz haben, mehr schaden als nutzen oder durch bessere Verfahren ersetzt werden könnten. „Alleine an einer ,Routine‘-Operation wie einer Entfernung der Gallenblase sterben immerhin fast 800 Menschen pro Jahr: Dieser Eingriff erfolgt jährlich 150 000-mal bei einer Sterblichkeit von 0,5 %“.
Udo Pollmer hat in einem Beitrag über Samuel Hahnemann die These vertreten, dieser habe seine Methode gezielt als Ersatz für die tödliche Quacksalberei seiner Zeit eingesetzt und damit zahlreiche Leben gerettet. An letzterem ist sicher etwas dran. Bachs und Händels Ableben zum Beispiel ist womöglich durch Komplikationen des damals üblichen Starstichs beschleunigt worden, der von demselben Okulisten vorgenommen worden war. Wikipedia schreibt dazu:
Oft handelte es sich bei solchen Okulisten um spezialisierte, reisende Wundärzte, die ihre Dienste auf Messen und Jahrmärkten anboten. Einer der bekanntesten Okulisten ist Johann Andreas Eisenbarth, dessen Wirken exemplarisch für die Tätigkeit solcher Okulisten ist. Das Herumreisen erweiterte nicht nur den Kreis der möglichen Patienten, sondern schützte den Operateur wohl auch vor der Reaktion von Patienten, bei denen bei dieser Operationsmethode Komplikationen aufgetreten waren. Opfer solcher Komplikationen wurden möglicherweise Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel, die beide von demselben Okulisten John Taylor behandelt worden waren. Händel brachte Taylors Heilkunst keine nachhaltige Besserung: Er erblindete erneut. Bach starb vier Monate nach zwei Augenoperationen, ohne sich zwischendurch vollständig erholt zu haben.
Mit Globuli allein wäre das jedenfalls nicht passiert.
Ich bin wie Matthes gegen eine Impfung gegen SARS-CoV-2, die unter den herrschenden Umständen kaum etwas anderes sein kann als eine Zwangsimpfung. Es gibt dafür keine rationale Begründung. Die Anzahl schwerer Verläufe und Todesfälle ist viel zu gering, um allen Gesunden das Risiko von Impfschäden aufzubürden. Die Schäden durch einen eilig zusammengebrauten Impfstoff bzw. ein gänzlich neues Verfahren werden aller Wahrscheinlichkeit gravierend werden, wie unter anderem die Erfahrungen mit dem Schweinegrippe-Impfstoff nahelegen. Kritiker bellen jetzt reflexartig „Impfgegner“. Gewiss doch! Und weil ich die Songs von Michael Jackson nicht mag, bin ich ein Musikgegner. Fragen Sie mal seine Fans.
Wer den Schaden hat …
Wer mit dem Schaden argumentiert, den die Anthroposophie der Gesellschaft zufügt, und zugleich strikte nichtpharmazeutische Maßnahmen gegen Corona befürwortet, hat offensichtlich einen Knick in der Optik. Alle Anthroposophen zusammen müssten schon sehr hart arbeiten, um auch nur annähernd so viel Schaden anzurichten, wie es derzeit die Lockdowner und Maskenfetischisten tun.
Die ganze Welt wird mit irrwitzigem Aktivismus in eine verheerende Krise gestürzt. Wenn man dieselbe denunziatorische Sprache verwendet, wie sie bei Corona-Alarmisten üblich ist, haben letztere jeden einzelnen der zusätzlichen Hungertoten auf dem Gewissen; jeden zusätzlichen Tuberkulose-Toten; jeden zusätzlichen AIDS-Toten; jeden zusätzlichen Malariatoten; jeden zusätzlichen Suizid usf. Da kommen Millionen zusammen. Man könnte also schließen, dass die Alarmisten mit ihren blutigen Fingern auf andere zeigen und „Mörder“ schreien, um von der eigenen Schuld abzulenken.
Für „enkeltaugliche Landwirtschaft“ ohne Pestizide, gegen Glyphosat und Bienensterben wird bekanntlich in jedem Organ der Leitmedien agitiert. Auf der Titelseite der anthroposophischen Zeitschrift findet sich nichts, was nicht auch in Spiegel, Stern, Zeit, FAZ oder Süddeutscher steht und in Tagesschau, Tagesthemen, Heute, Heute Journal gesendet wird. Legt man also den Maßstab der Kritiker an, dürften diese selbst niemals etwas aus einem Leitmedium zustimmend zitieren, selbst wenn es um ein ganz anderes Thema geht.
Ich hoffe, es wird deutlich, wie hirnrissig diese Art von Kritik ist. Sie scheint vom Aberglauben durchdrungen zu sein, eine Person, die einer nicht genehmen Glaubensrichtung folgt, könne unter keinen Umständen auch nur ein einziges wahres Wort sagen.
§ 1 Anthroposophen sagen niemals die Wahrheit.
§ 2 Entschlüpft ihnen dennoch ein wahres Wort, gilt entweder § 1 oder der „Kontext“ macht es ungültig.
Wer mir ein derart verqueres Denkschema aufzwingen will, beleidigt meine Intelligenz. Meine Maxime lautet hingegen: „Stimme demjenigen zu, der Recht hat!“ Es ist sehr einfach, ihr zu folgen. Versuchen Sie es doch einmal! Denken Sie nicht daran, was gestern war, tun Sie es einfach!
Ich glaube, meinen Standpunkt hinreichend deutlich gemacht zu haben: Ich „stehe“ auf widerspruchsfreie Argumentationen, die empirisch optimal gestützt sind. Wer sich in Diskussion mit mir so ernsthaft darum bemüht wie ich, wird auch im Falle gegensätzlichster Meinung kein böses Wort von mir hören oder lesen.
Nachtrag November 2022:
Kurz danach habe ich mich bei Twitter abgemeldet, nachdem meine eigenen Follower mir Typen auf den Hals gehetzt hatten, die im Minutentakt meine Timeline mit Unrat fluteten:





