Pandemie der Verzerrungen

Im Folgenden erläutere ich sieben Arten kognitiver Verzerrung, die sich summieren und zu Kaskaden inadäquater Handlungen führen können – darunter drei klassische Fehlschlüsse. Der Eindruck, dass es sich bei SARS-CoV-2 um ein im Vergleich zur Influenza besonders gefährliches Virus handelt, verfestigt sich auch deshalb, weil diese Verzerrungen weltweit am Werk sind und wie eine Self-Fullfilling Prophecy wirken.

Zwar habe ich Bedenken gegen die kognitive Psychologie, weil viele ihrer oft starken Thesen auf lausigen Studien beruhen (siehe dazu zum Beispiel das Buch Science Fictions von Stuart Richie). Das Praktische ist aber hier, dass sich Befürworter drastischer Coronamaßnahmen für die Qualität von Studien in keiner Weise interessieren, solange sie ihre Auffassung zu stützen scheinen. Auf dem Niveau der Befürworter müssen auch lausige psychologische Studien hinreichend sein, um als Gegenargument gelten zu können.

I. Cum hoc ergo propter hoc: gemeinsam, also deswegen

Auf diesen Fehlschluss baut die Formulierung „im Zusammenhang mit Covid gestorben“. Bei allen Definitionen sollte man zwischen eigentlicher Bedeutung und erweiterter Bedeutung unterscheiden. Im juristischen Bereich gibt es die Unterscheidung zwischen Begriffskern und Begriffshof. Den Kern bildet das Unstrittige, den Hof alles Strittige rund um dem Kern. Unstrittig ist hier aber nur, dass die Menschen tot sind. Der Rest ist Verhandlungssache. Wirft man eigentliche und uneigentliche Bedeutung in einen Topf, kann man andere Menschen beliebig manipulieren, weil man ihnen den Verstand vernebelt hat.

In vielen Ländern wird jede verstorbene Person mit einem positiven PCR-Testergebnis als Covid-Todesfall gezählt. Wie lose der unterstellte Zusammenhang ist, erkennt man sofort, wenn man bedenkt, dass nach dieser Definition George Floyd, welcher Opfer von Polizeigewalt wurde, als Covid-Toter zu gelten hat, weil er positiv getestet wurde. Doch es geht noch loser. Für die US-amerikanischen Centers of Disease Control zum Beispiel gilt bereits jede Person als Covid-Todesopfer, bei der ein Zusammenhang zwischen Infektion und Todesursache nur vermutet wird (siehe hier, S. 66, Fußnote 238). Nicht einmal ein positives Testergebnis ist erforderlich. 

Der Zusammenhang braucht also nicht kausal[1], sondern lediglich assoziativ zu sein. Führt man diese Logik konsequent weiter, müssten beispielsweise alle Menschen, die aufgrund der Maßnahmen aus Verzweiflung den Freitod wählen oder zusätzlich verhungern, als Covid-Tote im eigentlichen Sinn gelten. Denn ohne die Existenz von Covid hätten sie sehr wahrscheinlich länger gelebt. Solche Todesopfer werden in Presseberichten meist dem Virus selbst und nicht den verfehlten Maßnahmen zugerechnet. Die Unterscheidung zwischen Covid- und Kollateraltoten ist auf dieser Basis tatsächlich sinnlos.

Doch auch Corona-Skeptiker könnten aus diesem Fehlschluss Kapital schlagen und zum Beispiel mit einem riesigen Leichenberg von „im Zusammenhang mit Alltagsmasken Verstorbenen“ aufwarten. Denn nahezu jeder Verstorbene seit Einführung der Maskenpflicht kann als „im Zusammenhang mit der Maskenpflicht gestorben“ bezeichnet werden und muss damit als „Maskentoter“ im eigentlichen Sinn gelten. Fast alle Bürger haben nämlich seit Einführung der Maskenpflicht irgend eine Mundnasenbedeckung getragen, und bei dem Rest vermutet man es eben. 

Alarmisten, die Skeptiker zu Alu-Hutträgern erklären, fallen selbst in die Grube, die sie diesen graben. Denn sie sind ja ohne hinreichende Evidenz der Überzeugung, dass die Infektionsgefahr deutlich sinkt, wenn Alltagsmasken getragen werden. Maskenfanatiker, die nicht infiziert sind, führen dies unter anderem auf ihren konsequenten Gebrauch der Maske zurück. Mit Maske = keine Infektion. Cum hoc ergo propter hoc. Die Maske ist ihr Alu-Hut. Ich vermute stark, dass gut gemachte Studien keinen Unterschied im Virenschutz zwischen Alltagsmaske und Aluhut nachweisen könnten. Alltagsmasken schützen offenbar so „gut“ gegen SARS-CoV-2 wie Aluhüte gegen Telepathie.

Das ist keine satirische Überzeichnung. Was den Alarmisten recht ist, kann den Skeptikern nur billig sein. Wenn für Alarmisten ein assoziativer Zusammenhang ausreicht, müssen sie akzeptieren, dass er auch für ihre Gegner ausreicht. Natürlich sind derart weite Definitionen im Zusammenhang mit Covid absurd. Sie werden aber nun einmal tatsächlich zur Grundlage des administrativen Handelns. Durch finanzielle Anreize, Covid zu diagnostizieren, wird besagter Fehlschluss natürlich enorm begünstigt. Wenn Cum hoc ergo propter hoc konsequent vermieden würde, gälten restriktive Definitionen, sodass die Anzahl an Covid-Toten auf ein Minimum einschmölze. Todesursachen zu bestimmen ist ohnehin eine heikle Angelegenheit, weshalb man sich in der Analyse besser auf die Sterblichkeit unter Absehung von Ursachen konzentrieren sollte (All-Cause-Mortality), da sie kaum irrtumsanfällig ist. 

II. Post hoc ergo propter hoc: danach, also deswegen

Dieser Fehlschluss manifestiert sich besonders deutlich in der Behauptung, dass „die Maßnahmen gewirkt“ hätten, wenn dabei auf bloße Chronologie verwiesen wird. Wie diese Grafik zeigt, ist auch hier der Zusammenhang bloß assoziativ:

Wenn ein bloßes Nacheinander als Beweis ausreicht, können Corona-Skeptiker mit gleichem Recht behaupten, für die steigenden Zahlen sei der Februar und für die sinkenden der März verantwortlich bzw. an der „zweiten Welle“ sei nur der vermaledeite Juni schuld, seit welchem die „Fallzahlen“ wieder steigen. Man habe ja immer gewusst, dass er Übles im Schilde führe. Nun zeige er sein wahres Gesicht und bekomme von seinen Kumpels Juli, August, September, Oktober, November, Dezember usf. Verstärkung.

Ich habe oft erlebt, dass Alarmisten nichts anderes heranziehen als die schiere Chronologie. Sie müssen sich also gefallen lassen, wenn man die Absurdität dieser „Beweisführung“ auf den Punkt bringt. Aber sie tun natürlich nichts dergleichen, sondern behaupten wahrscheinlich, dass ich Strohmann-Argumente benutze. Ich wäre froh, wenn die Alarmisten mehr in petto hätten als offenkundige Absurditäten. Das ist aber nicht der Fall. Mit haltlosen Behauptungen entfachen sie lodernde Lauffeuer in den Strohköpfen dieser Welt.

III. Circulus in demonstrando: Zirkelbeweis

Ein solcher liegt vor, wenn das zu Beweisende für die Beweisführung vorausgesetzt wird. Eines von vielen klassischen Beispielen ist der Wahrheitsgehalt der Bibel, der dadurch bewiesen wird, dass in der Bibel steht, sie sei wahr. Springt hier die Zirkularität ins Auge, wird sie in anderen Zusammenhängen häufig übersehen, vor allem dann, wenn sie in Zahlenwerken verborgen ist, die Laien nicht ohne Weiteres verstehen. So etwas kommt zum Beispiel in jenen Modellen vor, die vermeintlich beweisen, dass andere Modelle korrekt sind.

Das Modell des Imperial College prognostizierte sehr viele Corona-Tote für Europa, wenn bestimmte Interventionen unterbleiben. Es wird nun in anderen Modellen damit bestätigt, dass Interventionen stattgefunden haben und die Todeszahlen deutlich niedriger geblieben sind. Stefan Homburg und Christof Kuhbandner konnten die Zirkularität in einem dieser Modelle nachweisen. Das Modell des Imperial College fungiert als Bibel, die bestätigenden Modelle als Katechismen. 

Laien sollten sich von Zahlennebel und aufgeblasener Sprache nicht ins Bockshorn jagen lassen. Das derzeit häufig bemühte „Präventionsparadoxon“, dem die Corona-Skeptiker vermeintlich zum Opfer fallen, ist ebenfalls zirkulär. Am Beispiel des MDR sieht man, dass öffentlich-rechtliche Sender ihren Bildungsauftrag darin sehen, die Bürger dümmer statt klüger zu machen:

Im Klartext meint der MDR, dass Menschen, die für ihre Grundrechte demonstrieren, verantwortungslose Deppen sind, die das großartige Präventionsparadoxon nicht verstehen.

Der Teufel steckt in der Formulierung: „Wenn eine Präventionsmaßnahme greift“. Genau das müsste aber erst einmal separat bewiesen werden, bevor man ein Paradoxon konstatieren kann. Davon kann aber keine Rede sein (siehe zum Beispiel hier, S. 18-20). In der Regel wird das Paradoxon einfach „bewiesen“, indem man es definiert. Das ähnelt dem ontologischen Gottesbeweis, der Immanuel Kant zufolge ebenfalls zirkulär ist.

Nachtrag 24. Oktober 2022:

Gestern bin ich auf einen Artikel der Medizinstatistier Lars G. Hemkens und Gerd Antes vom Juli 2021 gestoßen, der exakt bestätigt, was ich geschrieben habe. Um die Wirkung einer Intervention nachzuweisen – so schreiben sie – müsste sie erst einmal nach bestimmten Standards geprüft worden sein, und zwar vor allem durch Bildung sinnvoller Kontrollgruppen. Unterbleibt dieses, unterscheidet sich das Postulat eines „Präventionsparadoxons“ nicht von religiösen Praktiken. Hemkens und Antes wörtlich:

Mit exakt der gleichen Logik wurden in der Menschheitsgeschichte unzählige Behandlungen und Maßnahmen begründet. Antike Hohepriester haben so den Nutzen angemessener Götzenverehrung zur Vermeidung prognostizierter apokalyptischer Ereignisse ebenso bewertet wie Quacksalber die vermeintlich heilbringenden Effekte ihrer Taten. Traten unheilvolle Ereignisse nicht ein, so waren die „präventiven“ Maßnahmen erfolgreich – traten sie dennoch ein, so waren die Maßnahmen entweder nicht hinreichend oder es wäre ohne sie noch schlimmer gekommen.

Die Autoren bezeichnen diese Erkenntnis als trivial wahr. Mit dem gesunden Menschenverstand ist sie leicht zu erlangen, aber nicht mit dem blindem Glauben unserer „geistig-moralischen Elite“ an regierungsnahe Experten, die nichts anderes sind als moderne Hohepriester. Wenn man also mir schon nicht glaubt, sollte man doch vielleicht Gerd Antes glauben, der ein führender Medizinstatistiker Deutschlands, also ohne Zweifel ein höchst kompetenter Experte ist.

Nachtrag Ende

Wie können gebildete Menschen nur aus den niedrigen Fallzahlen schließen, dass die Maßnahmen gewirkt haben? Wie können gebildete Menschen nur dem Wahn verfallen, dass wir noch immer ganz vorsichtig sein müssen, um das Corona-Ungeheuer nicht zu provozieren? Ach, ich verstehe! Weil das Orakel von Drosten es täglich menetekelt und es nun mit rituellen Massentests aus dem Schlaf gerissen wird. „Welche Beweise brauchst du denn noch?!“ Seufz.

IV. Bestätigungsfehler

Wer überzeugt ist, alles Unheil der Welt sei auf das Wirken des Teufels zurückzuführen, wird jeden konkreten Fall als Bestätigung empfinden. Wer als Wissenschaftler partout etwas beweisen will, neigt dazu, die Daten so zu Fakten zusammenfügen, dass seine Hypothese als bestätigt erscheint. Dies ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft, die jedoch einem sachgerechten Urteil im Wege steht.

Wissenschaftler treten meist mit dem Anspruch auf, objektiv zu sein. Als Einzelpersonen können sie diesem Anspruch aber nur schwer gerecht werden. Es ist nicht unbedingt ratsam, dass der betreffende Wissenschaftler selbst eine konsequent skeptische Position zu seinen Hypothesen einnimmt, auch wenn ein naiver Falsifikationismus dies fordert (selbst Karl Popper hielt einen gewissen Dogmatismus für geboten). Die skeptische Position sollten vernünftigerweise andere vertreten. Wichtig ist ein Rahmen, der eine offene Diskussion und einen Wettstreit der Argumente ermöglicht. Dieser existiert nur in offenen Gesellschaften, wo niemand als Wahrheitsbesitzer anderen seine „Wahrheit“ aufzwingen kann.

Im Fall von Covid war von Anfang an ein starker Bestätigungsfehler am Werk. Jede nüchterne Analyse wird bis heute durch allgemeine Panik be- oder verhindert. Es liegt auf der Hand, dass es die skeptische Position schwer hat, wenn sie a priori als Verharmlosung gilt. Und so sehen nun alle überall nur noch Covid am Werk, genau wie man früher in jedem Unglück oder vermeintlichen Unglück den Satan erkannt haben will.

Statt Leuten wie Wolfgang Wodarg oder auch John Ioannidis dankbar zu sein, dass sie eine skeptische Positition einnehmen und damit Vernunft und Wissenschaftlichkeit zu retten versuchen, werden sie zu Agenten Satans erklärt. Es wird allgemein nicht verstanden, dass irgend jemand die skeptische Position vertreten muss, wenn das Ganze auch nur entfernt etwas mit wissenschaftlichen Standards zu tun haben soll. Was ein ungebremster Bestätigungsfehler anrichten kann, sehen wir zur Zeit.

V. Kontrollillusion

In seinem berühmten Werk Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus legt Max Weber (1864–1920) dar, dass aus der Überzeugung, etwas durch Handeln nicht beeinflussen zu können, geschäftiger Aktivismus folgen kann. Gemäß der Prädestinationslehre können die Menschen durch irdisches Tun nicht beeinflussen, ob sie ins Paradies oder in die Hölle kommen, weil darüber schon vor ihrer Existenz entschieden worden ist. Dennoch wurden diejenigen, die daran glaubten, in der Mehrheit nicht passiv, sondern äußerst aktiv. Sie meinten nämlich, anhand weltlicher Parameter erkennen zu können, ob sie auserwählt oder verdammt waren. Als besonders deutliches äußeres Anzeichen, auserwählt zu sein, galt der Reichtum. Also wurden die Menschen sehr geschäftstüchtig.

Fatalismus und Nichtstun angesichts realer oder eingebildeter Bedrohungen sind Optionen, die der menschlichen Psyche offenbar nicht gut entsprechen. Man will allein schon deshalb etwas machen, weil man es sonst nicht aushält. Nun zeigt die Geschichte respiratorischer Virus-Epidemien sehr deutlich, dass diese sich im Prinzip stets gleich verhalten – und zwar unabhängig von unseren konkreten Maßnahmen. Ein Einfluss gerade der drastischsten Maßnahmen ist nirgendwo auszumachen. Wahrscheinlich wird genau deshalb so vehement daran festgehalten. Je drastischer der Teufel an die Wand gemalt wird, desto größer ist offenbar die Illusion, ihn durch (rituelle) Handlungen in Schach halten oder vertreiben zu können. 

Den Gang einer Epidemie kann man nicht wesentlich beeinflussen, weil man einfach nicht genau genug weiß, warum Epidemien sich so verhalten, wie sie es nun einmal tun. Alles, was darüber hinausgeht, ist meiner Ansicht nach Resultat der Kontrollillusion, die durch ein irrationales Vorsorgeprinzip verstärkt wird. 

VITruthahn-Illusion

Ein Truthahn hegt so lange die Illusion, dass der Mäster nur sein Wohlbefinden im Sinn hat, bis er geschlachtet wird. Mit jedem Tag steigt sein Vertrauen in den Mäster, da er jeden Tag Futter bekommt und umsorgt wird. Er extrapoliert diesen Trend, weil er die Umstände nicht kennt, welche die abrupte Trendwende herbeiführen. Umgekehrt könnte ein kranker Truthahn glauben, der Tierarzt wolle ihm nur Böses und werde ihn eines Tages töten, weil er in eine Krankenbox gesperrt worden ist und unangenehme Behandlungen des Arztes über sich ergehen lassen muss. Wenn er dann plötzlich als geheilt freigelassen wird, schaut er verdutzt drein.

Einer negativen Truthahn-Illusion erliegen alle, die seit Monaten andere beschuldigen, exponentielles Wachstum nicht zu verstehen. Obwohl seit mindestens 1840 bekannt ist, wie Epidemien verlaufen, wird menetekelt, diese Pandemie sei etwas ganz anderes, sie sei nicht selbstlimitierend, weil in der Bevölkerung keine Immunität vorhanden sei. Edgar Hope-Simpson hat aber am Beispiel der Influenza gezeigt, dass Pandemien rasch zurückgehen können, obwohl keine oder nur wenig Immunität in der Bevölkerung nachweisbar ist. „What goes up, must come down”. Covid zeigt überall eine ganz normale Gompertz-Kurve. Siehe auch den Beitrag von Michael Levitt et al.

Diese wird nur durch weltweit Amok laufende Massentests wieder nach oben gebogen.

VII. Ankereffekt

Bei Gehaltsverhandlungen sollte man als Beweber mit seinen konkreten Vorstellungen nicht zu tief ansetzen und auf keinen Fall eine zu niedrige Zahl nennen, denn mehr bekommt man dann auch nicht. Mit der Zahl, die man nennt, setzt man einen Anker, an dem dann auch die Gegenseite hängt. Im Falle einer zu niedrigen Zahl freut sich der potenzielle Arbeitgeber darüber, und der Bewerber hat das Nachsehen. Dies ist den Beteiligten in solchen Situationen durchaus bewusst. Der Ankereffekt besteht aber darin, dass Menschen sich auch durch willkürliche Zahlen aus ganz anderen Zusammenhängen unbewusst beeinflussen lassen. So lassen sich zum Beispiel selbst erfahrene Richter bei der Strafzumessung von Zahlen leiten, die sie kurz zuvor von Laien gehört haben. Auch Experten unterliegen diesem Effekt. 

In einem Beitrag für den Spectator hat der Oxford-Epidemiologe Carl Heneghan den Ankereffekt explizit angesprochen. Er vertritt die These, dass dieser das Handeln der Akteure in Sachen Covid zum Negativen beeinflusst. Ihre Maßnahmen orientieren sich den hohen Fall- und Todeszahlen, die in Modellen errechnet worden sind, sowie an der anfänglich genannten Sterblichkeitzahl von über drei Prozent. Gunter Frank schreibt über diese Zahl:„Aber sie löste die Panik der Entscheider aus, die bis heute deren Handlungen bestimmt, obwohl wir ganz sicher wissen, dass die Sterblichkeit einer Infektion mit dem SARS-Cov-2 die einer normalen saisonalen Grippeinfektion nicht übersteigt. Aber die Politik wie die Öffentlichkeit schaffen es einfach nicht, aus diesem Teufelskreislauf der Panik auszusteigen.“  

Wie Paul Schreyer in seinem Buch Chronik einer angekündigten Krise dargelgt, haben sich die globalen Entscheidungsträger mit immer wiederkehrenden Simulationen von Viruspandemien – zuletzt im Event 201 – auf ein bestimmtes Handeln geradezu konditioniert und spulen es nun gnadenlos ab. Doch in den Simulationen ist die jeweilige Pandemie weitaus schlimmer als das, was in der realen Welt mit Corona stattfindet. Die eingeübten Handlungen sind darauf bezogen, dass weltweit 20, 30 und mehr Millionen Menschen binnen kurzer Frist sterben. Die Verantwortlichen handeln trotz aller Daten, die Entwarnung nahelegen, geradzu brutal nach dem Muster, das sie mit den hohen Todeszahlen im Hinterkopf eingeübt haben. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Fazit

Man könnte noch weitere Verzerrungen aufzählen, zum Beispiel den mächtigen Wahrheitseffekt. Ich denke aber, die genannten Mechanismen reichen aus, um zu stützen, was ich oben behauptet habe. Man stelle sich vor, diese systematischen Fehleinschätzungen ständen zueinander tatsächlich in einer kumulativen Beziehung, würden sich gegenseitig hochschaukeln und verstärken. Dann stelle man sich vor, es gäbe sie gar nicht oder nur in geringem Ausmaß. Was bliebe dann noch vom Killervirus? 

Nichts.


[1] Auf eine tiefere Diskussion über Kausalität verzichte ich hier, mache nur darauf aufmerksam, dass ich in Bezug auf selbige zu einer Regularitätstheorie neige, wie sie von David Hume formuliert und von John Leslie Mackie weiterentwickelt worden ist.

Spiel nicht mit den Schmuddelkindern

Das Kuhhorn des Anstoßes

Jüngst bin ich dafür angegriffen worden, dass ich auf Twitter ein Interview mit Professor Harald Matthes, Chef des Berliner Krankenhauses Havelhöhe, verlinkt habe. Dort kritisiert Matthes die Anticoronamaßnahmen als zu pauschal und unverhältnismäßig. Mir gefällt das Interview sehr gut. Es ist nicht zu lang und kommt bei allen Themen sofort auf den Punkt. Ich stimme Matthes voll zu. Das gilt auch für seine Bemerkungen zum Impfen. Er hat Recht, dass die Strategie, alle Menschen so lange mit Maßnahmen zu traktieren, bis ein Impfstoff verfügbar ist, auf Ideologie beruht. Ebenso ist es nicht evidenzbasiert, Personen gegen Influenza zu impfen, um sie gegen Corona zu schützen. 

Die folgende Aussage halte ich für besonders zustimmungswürdig: Matthes findet es „völlig unverständlich, warum Virologen, die ja das Virus untersuchen, immer noch die wesentlichen politischen Maßgaben bestimmen, während ja die klinische Einschätzung das Entscheidende ist: Wie viele Menschen werden tatsächlich krank?“ Herr Drosten würde jetzt wieder einwenden, dass er gar nichts bestimme, sondern alle Entscheidungen von Politikern getroffen würden. Das ist formal korrekt. Da die Politiker ihm aber an den Lippen hängen, bestimmt er (mit einigen anderen Virologen?) indirekt jene Entscheidungen maßgeblich mit. Man könnte es treffender folgendermaßen formulieren: Die Perspektive eines oder einiger Virologen determiniert das Handeln der Entscheidungsträger. 

Sehr wichtig finde ich Matthes‘ Verweis auf klinische Daten, die entscheidend sein sollten. In kaum einem anderen Interview mit Fachleuten finde ich das so kurz und bündig formuliert. Ich habe also meine guten Gründe, exakt dieses Interview zu verlinken. Nur einem Satz stimme ich nicht ganz zu: „Bei den alten Menschen sollten wir Abstandsregeln und Maskentragen bei Besuchen beachten.“ Ich bin der Meinung, dass Masken auch in diesem Fall nichts nützen und daher weggelassen werden sollten. Besonders die dementen Menschen dürften sich vor „Maskierten“ fürchten. Länger anhaltende Furcht schwächt nachweislich das Immunsystem. Mit den Masken wäre also nichts gewonnen, im Gegenteil.

In ähnliche Richtung geht ein aktueller Beitrag von Professor René Gottschalk und Professor Ursel Heudorf, Leiter und Stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes Frankfurt am Main. Auch hier habe ich nur zu kritisieren, dass Atemschutzmasken als „wirksame Maßnahme“ bezeichnet werden.

Worauf stehst denn du?

Nun sollte man erwarten, dass die Kritik an mir sich darauf bezieht, was Professor Matthes in diesem Interview gesagt hat. Stattdessen bin ich wieder einmal über etwas aufgeklärt worden, was mir vorher schon bekannt gewesen ist. Man fragte mich nämlich, wörtlich zitiert: „Seit wann stehst du auf Anthroposophen?“ (Matthes ist Anthroposoph) Dies geschah in der offenkundigen Absicht, mich auf Twitter der shitstormenden Meute auszuliefern.

Einführungen in die Diskursethik kann man entnehmen, dass eine solche Gesprächseröffnung jeglichen rationalen Diskurs von vornherein vereitelt. Die Sachfrage wird in eine Personenfrage bzw. eine Frage nach Gruppenzugehörigkeit umgewandelt, was als unzulässiger Ad-Hominem-Schluss einschlägig bekannt ist. Auf Wikipedia heißt es dazu:

Unter einem argumentum ad hominem (lateinisch etwa „Beweis[führung] [bezogen] auf den Menschen“) wird ein Scheinargument (Red Herring) verstanden, in dem die Position oder These eines Streitgegners durch Angriff auf dessen persönliche Umstände oder Eigenschaften angefochten wird. Dies geschieht meistens in der Absicht, wie bei einem argumentum ad populum, die Position und ihren Vertreter bei einem Publikum oder in der öffentlichen Meinung in Misskredit zu bringen und eine echte Diskussion zu vermeiden.

Argumente ad hominem sind indes nicht per se unzulässig. Sie sind aber strikt unzulässig, wenn es um eine Sache und nicht um eine Person geht. Die Sache ist hier der Umgang mit SARS-CoV-2. Es geht konkret um die Frage, wie sinnvoll die Maßnahmen sind, und um nichts anderes. Kommt einem aber jemand so, wie oben zitiert, wird die anschließende Diskussion unweigerlich verlaufen wie ein Beziehungsgespräch:

„Seit wann stehst du denn auf Frauen mit kleinen Titten?“
„Ich habe ein Interview mit der Autorin X verlinkt. Darin geht es um soziale Ungleichheit. Es gibt keinen Grund zur Eifersucht.“
„Wieso Eifersucht? Das war doch nur eine Frage.“

Den Fortgang des Gesprächs kann sich wahrscheinlich jeder vorstellen. Mit der ersten Frage ist der Angesprochene bereits verurteilt, und er wird so lange verbal gefoltert, bis er ein umfangreiches Geständnis abgelegt hat. Subtext: „Gib zu, dass du mich gar nicht liebst!“ bzw. „Gib zu, dass du ein Schwein bist!“ 

Bitte nicht stören!

Der Person, die mich kritisiert hat, ist meine ablehnende Haltung gegenüber der Anthroposophie bekannt. Sie weiß auch, dass ich keine gravierenden Bedenken gegen Glyphosat habe, nichts von Ökolandbau und „enkeltauglicher Landwirtschaft“ halte. Nach ihrer Eröffnung klärte sie mich über den mir ebenfalls bekannten Sachverhalt auf, dass das Interview in einer anthroposophischen Zeitschrift erschienen ist, deren aktuelles Heft eine „enkeltaugliche Agrarkultur“ ohne Pestizide beschwärmt und warnt: „Glyphosat ist überall.“ Dies – so wurde mir unterstellt – würde mich „anscheinend nicht stören“. 

Aber aus der Tatsache, dass ich zustimmend ein Interview mit einem Anthroposphen in einem Anthroposophen-Magazin verlinke, folgt selbstverständlich nicht, dass ich auf Anthroposophen stehe. Ferner folgt daraus in keiner Weise, dass mich der Inhalt in besagtem Heft nicht stört. Dergleichen liegt nicht einmal nahe. Wer dies dennoch folgert, begeht einen Fehlschluss namens non sequitur. Auch hierbei handelt es sich um einen rhetorischen Trick, mit dem eine argumentativ überlegene Position vorgetäuscht wird.  Non sequitur (Lat. „Es folgt nicht“) bezeichnet eine Reihe von Fehlschlüssen, bei denen die Schlussfolgerung nicht (korrekt) aus den Prämissen ableitbar ist.

Zugeschaut, Mist gebaut

Um aus jenen sachfremden Einwänden irgend etwas annähernd Brauchbares zu basteln, müsste wenigstens nachgewiesen werden, dass die Anthroposophie und der Inhalt des Heftes negativen Einfluss auf das hatten, was Matthes in besagtem Interview äußert. Es wäre also die Frage zu klären, in welchen Passagen sich die (sagen wir) religiöse Einstellung von Professor Matthes irrational manifestiert haben soll. Selbst das wäre aber noch immer glatt am Thema vorbei, denn man könnte ja auch gleich benennen, was an den Einlassungen falsch ist, ohne den Umweg über die Anthroposophie zu nehmen. Dieser kommt hier also die Rolle eines Strohmannes zu. Schauen wir noch einmal bei Wikipedia nach:

Ein Strohmann-Argument (auch Strohmann-Trugschluss, von englisch straw man fallacy oder straw man argument) ist in der Rhetorik (…) eine Form des sophistischen Schein-Argumentes (Red Herring), die auf einem informellen Fehlschluss beruht. Hierbei wird der Eindruck erweckt, das Argument eines Gegners zu widerlegen, während tatsächlich ein Argument (unterstellt) zurückgewiesen wird, das vom Gegner gar nicht vorgetragen wurde.

Man könnte auch sagen: Es wird der Sack statt des Esels geschlagen. Die Gegenseite tat mir nicht den Gefallen, irgend etwas Konkretes zu benennen. Sie gab nur allgemeine Bekundungen ab, dass Anthroposophen „gegen Impfungen“ seien, „Kuhhörner vergraben“, Homöopathie befürworten und insgesamt „der Gesellschaft schaden“:

Ergänzung Januar 2022: Das mit den Impfungen ist allerdings nicht korrekt. Die Anthroposophischen Verbände befürworten nämlich die Covid-Impfung, ebenso die Verbände der Homöopathen. Ich könnte also besagter Dame nun entgegenhalten: „Seit wann stehst du auf Anthroposophen und Homöopathen? Distanziere dich gefälligst! Weißt du nicht, dass sie mit Mist gefüllte Kuhhörner bei Mondschein auf ihren Feldern vergraben, um diese zu düngen! Weißt du nicht, dass sie Globuli für wirksame Medizin halten? Bist du jetzt zur Eso-Kuh mutiert, oder was?“

Mehr Schein als Sein

Unter rationalen Bedingungen brauchte man über solche Kritik kein Wort zu verlieren. Jeder würde auf den ersten Blick erkennen, was vor sich geht, und sofort mit Platzverweis drohen. Es würde sich niemand trauen, diese unlauteren Mittel anzuwenden. Ich muss aber immer wieder feststellen, dass derlei Scheinargumente bei vielen Menschen verfangen, und zwar weit besser als echte Argumente. Seit ich mich öffentlich zu kontroversen Themen äußere, werde ich ständig über politische oder sonstige „Kontexte“ belehrt, die ich übersehen würde, die aber entscheidende Bedeutung hätten. Man versorgt mich ungebeten mit Gossip über Personen, die ich zitiere, oder über Personen, die mit Personen, die ich zitiere, vielleicht schon einmal gesehen wurden. Man klärt mich darüber auf, in welchen Vereinen die betreffenden Leute Mitglied sind oder welchen Gruppen sie „nahestehen“ könnten und so weiter und so fort.

Ich habe ad nauseam betont, dass ich mich ausschließlich für Argumente interessiere. Wenn es alle so machen würden wie ich, würden sich aufgrund der immensen Bullshitreduktion fast alle vermeintlich drängenden Probleme in Luft auflösen. Das ist jedenfalls eine Utopie von mir. Man könnte die wirklichen Probleme beherzt angehen, weil man alle Scheinprobleme, die auf wirrem Denken beruhen, eliminiert hätte. Es herrschte eine offene Debattenkultur in einer offenen Gesellschaft, die ich vehement befürworte. Ich bin entschieden gegen Cancel Culture und Kontaktschuld. Aus diesem Grund habe ich auch diesen Appellunterzeichnet.

Weil ich so nett bin …

gehe ich im Folgenden trotzdem auf manche Vorwürfe näher ein. Wenn man schon die Person meint, müsste man ihr wenigstens eine Chance geben. Man müsste Professor Matthes zum Beispiel fragen, ob er tatsächlich an die Wirkung von bei Mondschein vergrabenen Kuhhörnern glaubt. Schließlich glaubt auch nicht jeder Christ an eine Erde, die maximal 6000 Jahre alt ist. Mir fehlt aber jegliche Lust, solche Ermittlungsarbeit im Dienste ideologischer Reinheit zu leisten, weil es mir nun einmal nicht um die Person geht. Eine Person kann in einer Sache Recht haben, in einer anderen aber nicht. Eine Person kann bei diesem Thema rational argumentieren, bei jenem aber nicht. „Stellen Sie sich das mal vor“, würde Harald Lesch dazu sagen, „ist doch faszinierend, oder?“ 

Kurt Gödel, einer der genialsten Mathematiker aller Zeiten, ist verhungert, weil er glaubte, durch die Nahrung vergiftet zu werden. Wie kann man also nur ernst nehmen, was „so einer“ auf dem Gebiet der Mathematik vertreten hat? Her mit der Fake-News-Warnung! Der weltweit älteste aktive Dirigent ersten Ranges heißt Herbert Blomstedt. Er ist Siebenten-Tags-Adventist und damit Vegetarier. Ich besitze eine Gesamtaufnahme der Beethoven-Symphonien mit Blomstedt als Dirigenten. Soll ich sie nun dem Feuer übergeben, weil er Vegetarier ist und ich Vegetarismus ablehne? Wäre das nicht barbarisch? Soll er etwa Buletten essen, damit ich ihn großzügiger Weise als bedeutenden Dirigenten würdige? Soll ich seine Leistung nicht anerkennen, bloß weil ich Atheist bin?

Man könnte trotz dieser Absurditäten insistieren, eine Person sei nun einmal unglaubwürdig, wenn sie von Anderen strikte Rationalität einfordere, sich selbst aber nach Gusto davon dispensiere. Da es hier explizit um Personen geht, muss überdies nach der Glaubwürdigkeit derjenigen Person gefragt werden, die solche Vorwürfe erhebt. Zwei ähnliche lautende Sprüche sind dazu besonders bekannt

1. Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein.
2. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.

Die etablierte Wissenschaft und etablierte Medizin nimmt es mit der Evidenz ebenfalls nicht so genau, obwohl sie gerne einen anderen Eindruck vermittelt. Sie scheitert damit am eigenen Anspruch, was schlimmer ist, als diesen Anspruch gar nicht zu erheben. Ich vermag nicht zu erkennen, warum es irrationaler sein soll, an die düngende Wirkung bei Mondschein vergrabener Kuhhörner zu glauben, als an die Wirkung von allgemeiner Maskenpflicht oder Lockdowns gegen SARS-CoV-2. Homöopathie hat immerhin mindestens eine Placebowirkung, was man von Alltagsmasken und Lockdowns nicht behaupten kann.

Es ist nur mit äußerster geistiger Verrenkung in zirkulären Modellen möglich, diese Maßnahmen als wirkungsvoll zu beschreiben. Der Schaden durch Anticoronamaßnahmen liegt dagegen offen zutage. Die Homöopathie steht im Vergleich viel besser da. Man darf nicht vergessen, dass sie zahlreiche Menschen davon abhält, „echte“ Medikamente einzunehmen und brachiale Therapien zu durchleiden. In den meisten Fällen ist dies gewiss lebensrettend, wenn man bedenkt, wie hoch die Anzahl Menschen ist, die an Medikamenten oder infolge unnötiger invasiver Eingriffe versterben. Intubation und Übermedikation waren sicher auch verantwortlich für den Tod zahlreicher Covid-Patienten.

Laut einer 2016 im British Medical Journal erschienenen Studie sind Fehler von Ärzten in den Vereinigten Staaten dritthäufigste Todesursache nach Herzkrankheiten und Krebs. Im Buch des Radiologen Gerd Reuther mit dem Titel „Der betrogene Patient“ heißt es: „In Deutschland ist eine Größenordnung von circa 200 000 Todesfällen – also jeder vierte Todesfall – auf ärztliche Behandlungen zurückzuführen.“ Reuther geht davon aus, dass hierzulande 600 der jährlich 700 Millionen ärztlichen Behandlungen keine hinreichende Evidenz haben, mehr schaden als nutzen oder durch bessere Verfahren ersetzt werden könnten. „Alleine an einer ,Routine‘-Operation wie einer Entfernung der Gallenblase sterben immerhin fast 800 Menschen pro Jahr: Dieser Eingriff erfolgt jährlich 150 000-mal bei einer Sterblichkeit von 0,5 %“.

Udo Pollmer hat in einem Beitrag über Samuel Hahnemann die These vertreten, dieser habe seine Methode gezielt als Ersatz für die tödliche Quacksalberei seiner Zeit eingesetzt und damit zahlreiche Leben gerettet. An letzterem ist sicher etwas dran. Bachs und Händels Ableben zum Beispiel ist womöglich durch Komplikationen des damals üblichen Starstichs beschleunigt worden, der von demselben Okulisten vorgenommen worden war. Wikipedia schreibt dazu:

Oft handelte es sich bei solchen Okulisten um spezialisierte, reisende Wundärzte, die ihre Dienste auf Messen und Jahrmärkten anboten. Einer der bekanntesten Okulisten ist Johann Andreas Eisenbarth, dessen Wirken exemplarisch für die Tätigkeit solcher Okulisten ist. Das Herumreisen erweiterte nicht nur den Kreis der möglichen Patienten, sondern schützte den Operateur wohl auch vor der Reaktion von Patienten, bei denen bei dieser Operationsmethode Komplikationen aufgetreten waren. Opfer solcher Komplikationen wurden möglicherweise Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel, die beide von demselben Okulisten John Taylor behandelt worden waren. Händel brachte Taylors Heilkunst keine nachhaltige Besserung: Er erblindete erneut. Bach starb vier Monate nach zwei Augenoperationen, ohne sich zwischendurch vollständig erholt zu haben.

Mit Globuli allein wäre das jedenfalls nicht passiert. 

Ich bin wie Matthes gegen eine Impfung gegen SARS-CoV-2, die unter den herrschenden Umständen kaum etwas anderes sein kann als eine Zwangsimpfung. Es gibt dafür keine rationale Begründung. Die Anzahl schwerer Verläufe und Todesfälle ist viel zu gering, um allen Gesunden das Risiko von Impfschäden aufzubürden. Die Schäden durch einen eilig zusammengebrauten Impfstoff bzw. ein gänzlich neues Verfahren werden aller Wahrscheinlichkeit gravierend werden, wie unter anderem die Erfahrungen mit dem Schweinegrippe-Impfstoff nahelegen. Kritiker bellen jetzt reflexartig „Impfgegner“. Gewiss doch! Und weil ich die Songs von Michael Jackson nicht mag, bin ich ein Musikgegner. Fragen Sie mal seine Fans. 

Wer den Schaden hat …

Wer mit dem Schaden argumentiert, den die Anthroposophie der Gesellschaft zufügt, und zugleich strikte nichtpharmazeutische Maßnahmen gegen Corona befürwortet, hat offensichtlich einen Knick in der Optik. Alle Anthroposophen zusammen müssten schon sehr hart arbeiten, um auch nur annähernd so viel Schaden anzurichten, wie es derzeit die Lockdowner und Maskenfetischisten tun. 

Die ganze Welt wird mit irrwitzigem Aktivismus in eine verheerende Krise gestürzt. Wenn man dieselbe denunziatorische Sprache verwendet, wie sie bei Corona-Alarmisten üblich ist, haben letztere jeden einzelnen der zusätzlichen Hungertoten auf dem Gewissen; jeden zusätzlichen Tuberkulose-Toten; jeden zusätzlichen AIDS-Toten; jeden zusätzlichen Malariatoten; jeden zusätzlichen Suizid usf. Da kommen Millionen zusammen. Man könnte also schließen, dass die Alarmisten mit ihren blutigen Fingern auf andere zeigen und „Mörder“ schreien, um von der eigenen Schuld abzulenken.

Für „enkeltaugliche Landwirtschaft“ ohne Pestizide, gegen Glyphosat und Bienensterben wird bekanntlich in jedem Organ der Leitmedien agitiert. Auf der Titelseite der anthroposophischen Zeitschrift findet sich nichts, was nicht auch in Spiegel, Stern, Zeit, FAZ oder Süddeutscher steht und in Tagesschau, Tagesthemen, Heute, Heute Journal gesendet wird. Legt man also den Maßstab der Kritiker an, dürften diese selbst niemals etwas aus einem Leitmedium zustimmend zitieren, selbst wenn es um ein ganz anderes Thema geht. 

Ich hoffe, es wird deutlich, wie hirnrissig diese Art von Kritik ist. Sie scheint vom Aberglauben durchdrungen zu sein, eine Person, die einer nicht genehmen Glaubensrichtung folgt, könne unter keinen Umständen auch nur ein einziges wahres Wort sagen. 

§ 1 Anthroposophen sagen niemals die Wahrheit.
§ 2 Entschlüpft ihnen dennoch ein wahres Wort, gilt entweder § 1 oder der „Kontext“ macht es ungültig.

Wer mir ein derart verqueres Denkschema aufzwingen will, beleidigt meine Intelligenz. Meine Maxime lautet hingegen: „Stimme demjenigen zu, der Recht hat!“ Es ist sehr einfach, ihr zu folgen. Versuchen Sie es doch einmal! Denken Sie nicht daran, was gestern war, tun Sie es einfach! 

Ich glaube, meinen Standpunkt hinreichend deutlich gemacht zu haben: Ich „stehe“ auf widerspruchsfreie Argumentationen, die empirisch optimal gestützt sind. Wer sich in Diskussion mit mir so ernsthaft darum bemüht wie ich, wird auch im Falle gegensätzlichster Meinung kein böses Wort von mir hören oder lesen.

Nachtrag November 2022:

Kurz danach habe ich mich bei Twitter abgemeldet, nachdem meine eigenen Follower mir Typen auf den Hals gehetzt hatten, die im Minutentakt meine Timeline mit Unrat fluteten: