Das Böse oder das Blöde? Teil 2

In meinem Beitrag „Das Böse oder das Blöde“ habe ich Hanlons Rasiermesser besprochen – eine Faustregel, welche besagt, dass man nichts durch böse Absicht erklären solle, was auch durch Dummheit hinreichend erklärt werden könne. Das Hauptproblem von Hanlons Rasiermesser besteht darin, dass Dummheit und böse Absicht keine Gegensätze sind, also implizit eher gute Absicht gemeint ist. Die Vorstellung, dass Menschen es gut meinen, wenn sie Böses tun, ist ebenso weit verbreitet wie grundfalsch. Im letzten Beitrag hatte ich die Dummheit begrifflich von der Inkompetenz getrennt, bin aber auf die Inkompetenz nicht weiter eingegangen. Dies wird nun nachgeholt.

Beabsichtigter Schaden

Zunächst möchte ich erläutern, warum eine Heuristik, die bei verbal bekundeten Intentionen ansetzt, nicht viel taugt, um gravierende negative Resultate zu erklären, die einem offiziellen guten Zweck diametral gegenüberstehen. In einem Artikel zum Thema „Impfstoffe“ heißt es:

Das Unbegreifliche: Die Leiter der relevanten Zulassungsbehörden aus den eingereichten Unterlagen der Hersteller kannten die Toxizität der ,Impfstoffe‘ und auch deren Wirkungslosigkeit. Es bestand also bei denen, die wirklich Kenntnis der Unterlagen hatten, eine billigende Inkaufnahme, in jedem Land das Leben vieler tausend Menschen aufs Spiel zu setzen, ohne dass dem ein medizinischer Nutzen gegenübersteht.

Die Hauptverantwortlichen dürften den Schaden nicht nur billigend in Kauf nehmen, sondern direkt anstreben. Große Pharmakonzerne können sich keine Bevölkerung leisten, die nicht auf ihre Produkte angewiesen ist.[1] Mit dem Coronaregime haben solche Unternehmen die Chance bekommen bzw. mit erzeugt, ihre mRNA-Technologie bei der Weltbevölkerung anzuwenden. Die damit verbundenen Gesundheitsschäden schaffen ein Heer von Kunden, die man durch allerlei Repression zum Konsum weiterer gesundheitsschädlicher Substanzen nötigen kann. Teure Zulassungsverfahren werden vereinfacht, verkürzt und de facto abgeschafft. Ein perfektes perpetuum mobile, das aus sich selbst heraus immer neuen Gewinn abwirft. 

Die Macht von Pharmakonzernen ist groß genug dazu – die Anzahl williger Vollstrecker in Regierungen, überstaatlichen Organisationen, Medien, Bürokratie ebenfalls. Solche Unternehmen bzw. deren Führungspersonal handeln im Hinblick auf den Profit ökonomisch rational, aber nicht im Hinblick auf den angegebenen Zweck, die Gesundheit zu schützen. Der immense Schaden fungiert als Mittel zum Zweck des eigentlichen Ziels. Das macht die dahinterstehende Absicht nach allgemeinem Verständnis böse. 

Hanlons Rasiermesser verhindert nicht nur, die eiskalte Logik dahinter zu erkennen, sondern verschleiert den offenkundigen Tatbestand, dass Verantwortliche in Konzernen und Behörden diese Logik ebenso eiskalt mit voller Absicht vollstrecken. Das Ausmaß an Skrupellosigkeit und Korruption im pharmazeutisch-medizinischen Komplex, einschießlich der betreffenden Wissenschaft wird dadurch massiv unterschätzt. 

Auch ist es plausibel anzunehmen, dass Maßnahmen wie Maskenpflicht, Testpflicht oder Ausschluss von Ungeimpften von Verantwortlichen bewusst ergriffen werden, weil sie den Menschen schaden. Der Schaden ist nämlich ein Nutzen für andere Zwecke – er nützt nicht nur den Herstellern von Masken oder Testkits; er nützt unter anderem auch den „Weltstrategen“ als Mittel, die Bürger an universale Überwachung sowie Gängelung zu gewöhnen und zum „freiwilligen“ Gehorsam zu erziehen.

Aus Sicht eines Gemeinwesens, das auf individuellen Freiheitsrechten beruht, sind solche Ziele gewiss böse, weil sie der Menschenwürde widerstreiten. Diese beruht darauf, dass menschliche Individuen in der Lage sind, über ihre Belange selbst zu bestimmen.[2] Missachtung von Menschenwürde und -rechten wird in unseren Breiten – zumindest offiziell – als großes moralisches Übel angesehen.

Betrug und Selbstbetrug

Der entscheidende Unterschied zu den meisten Konzepten der „bösen Absicht“ besteht in meinem Ansatz darin, dass darunter nicht nur Vorsatz und Eventualvorsatz verstanden wird, sondern auch Selbstbetrug. Es steht immer die Möglichkeit offen, sich über seine eigenen Intentionen zu betrügen, um moralischer Ächtung und harter Bestrafung vorzubeugen. Je wahrscheinlicher ein Fiasko wird und je gewaltiger es sich auftürmt, desto größer ist der Druck auf die Verantwortlichen, den Selbstbetrug dem Selbstmord vorzuziehen und auf Milde zu hoffen. 

Eine Denkstrategie, die angesichts massiver Verwerfungen bei den bekundeten Intentionen der Verantwortlichen ansetzt, hat daher wenig Erklärungskraft und taugt schon gar nicht zu moralischen Beurteilung. Dann müsste man wohl auch Erich Mielke glauben, der beteuerte, alle Menschen zu lieben und Humanist zu sein – oder dem Wolf, der Kreide gefressen hat, damit man ihn mit der lieben Großmutter verwechselt. 

Stattdessen schlage ich vor, von der Adäquanz verwendeter Mittel auf die Absichten der jeweiligen Verantwortlichen zu schließen. Taugen die Mittel nicht zu einem guten, aber optimal zu einem fragwürdigen oder schlechten Zweck, sollte vernünftigerweise von böser Absicht als kausal bestimmender Intention ausgegangen werden. Es müssen nicht alle, aber hinreichend viele und mächtige Akteure diese Intentionen haben.

Inkompetenz-Netzwerke

Der Begriff „Kompetenz“ ist weit gefächert. Ganz allgemein bezeichnet er eine gelungene Verbindung von Wissen und Können. In der juristischen und administrativen Sphäre bedeutet Kompetenz formale Zuständigkeit. Kompetenz wird oft implizit als eine Art Charaktereigenschaft angesehen. Man spricht dann ohne Bezug auf ein bestimmtes Fachgebiet von einer „kompetenten Persönlichkeit“. Doch Kompetenz an sich gibt es nicht. Sie erweist sich stets im Hinblick auf konkrete Zwecke. 

Der Arzt und Autor Gunter Frank spricht oft von „Inkompetenz-Netzwerken“, welche sich im Laufe der Jahre in wissenschaftlichen, politischen, administrativen Institutionen sowie im Wirtschafts- und Bildungssektor ausgebreitet haben und deren Mitglieder dort inzwischen wichtige Positionen besetzen.[3] Kennzeichnend für solche Netzwerke ist laut Frank, dass die Mitglieder ihren fehlenden Sachverstand durch Moralismus ersetzen.

Die betreffende Moral orientiert sich an der jeweiligen Gruppenzugehörigkeit, misst daher konsequent mit zweierlei Maß. Mitglieder bevorzugter Gruppen sind gut, weil sie zu diesen Gruppen gehören; Mitglieder verachteter Gruppen sind böse, weil sie zu diesen Gruppen gehören. Es liegt auf der Hand, dass sachgerechte Lösungen nicht gefunden werden, wo solche Normen herrschen.

Ich halte Franks Analyse für zutreffend. Es sollte aber nicht der Eindruck entstehen, dass mangelnde Kompetenz im Sinne von fehlendem Sachverstand für große Übel wie das Coronaregime verantwortlich ist. Solange es genug Personen mit Sachverstand gibt, die man um Rat bitten kann, ist das fehlende Fachwissen wenig problematisch (dazu später mehr). Hätte man auf John Ioannidis statt auf Neil Ferguson gehört, wäre nichts Schlimmes geschehen. Es gibt handfeste Gründe, warum nicht auf Ioannidis gehört wurde. Diese Gründe sind allerdings kaum mit guter Absicht´ in Einklang zu bringen.

Inkompetenz-Netzwerke verbindet in der Regel eine fixe Heilsidee. Sie suchen, vergrößern und schaffen daher Probleme, die einer von vornherein feststehenden, möglichst unerfüllbaren und möglichst sachfernen Lösung entsprechen, auf welche sie allein das Patent haben. Dies wiederum ist eine Strategie, illegitime Herrschaft zu erlangen und zu festigen. Je ungeeigneter die Lösung, je stärker das Heilsversprechen, desto praktischer ist es hinsichtlich des Herrschaftsinteresses, andere zum permanenten Versuch zu verpflichten, diese (Er-)lösung herbeizuführen. 

Mitglieder solcher Netzwerke täuschen nicht in erster Linie Kompetenz, sondern gute Absicht vor. Sie stellen sich nicht als besonders sachkundige, sondern als besonders gute Menschen dar. Demonstrativer, aggressiver Moralismus ist entweder bewusste Täuschung über unlautere Intentionen oder das Resultat harter Betrugsarbeit am eigenen Selbst – genau das, was Kant als „radikal böse“ bezeichnet. Es kann anhand solcher Gruppen in Reinform studiert werden. Die überzeugten Mitglieder – nicht die Zyniker unter ihnen – machen sich „blauen Dunst vor“. Niedere Motive werden des inneren Saales verwiesen, weil sie so stark sind. Als edle Motive und höhere Moral verkleidet ziehen jedoch so triumphal wieder ein wie die Königin von Saba und machen es sich auf dem Thron gemütlich.

Zwar windet man sich bisweilen wohlig in scheinheiliger Zerknirschung – aber nur, um zu betonen, dass die anderen wahre Teufel sind. Dieser Selbstbetrug dient der moralischen Lizenzierung zu allen erdenklichen Untaten. Als Rechtfertigung werden höhere Ziele der Weltrettung und -erlösung verkündet und mit paradoxen, also unerfüllbaren Geboten verbunden. Da man eine höhere Moral sein Eigen nennt, braucht man die herkömmliche nicht zu beachten. Alle niederen Motive streifen irgendwann ihre edlen Hüllen ab und richten sich zu veritablen Ungeheuern auf, die Abermillionen Menschenleben vernichten, wenn man sie lässt. 

Kompetent ist, wer zuletzt lacht 

Die nackte Lust, andere Menschen zu beherrschen, in jeder Sekunde über deren Wohl und Wehe, über Leben und Tod zu entscheiden, dringt solchen Leuten aus jeder Pore, und zwar schon dann, wenn sie noch kleine machtlose Nobodys sind, die „keine Macht für Niemand“ skandieren und dabei das „außer mir“ verschweigen. Die erwähnte Parole stammt von der Band Ton Steine Scherben. Deren Managerin war Claudia Roth – prominentes Mitglied eines Inkompetenz-Netzwerks. Frau Roth hat es trotzdem oder gerade deswegen sehr weit nach oben geschafft.

Fehlender Sachverstand ist hier Mittel zum Zweck und ein Zeichen von Stärke. Über Sachverstand müssen nur die niederen Chargen verfügen. Sobald also der Marsch durch die Institutionen erfolgreich abgeschlossen worden ist, wird die Macht des fehlenden Sachverstandes hemmungslos ausgespielt. „Ich weiß nicht, wie das geht. Machen Sie es gefälligst möglich, sonst gnade Ihnen Gott!“ Wen interessiert dann noch der Unterschied zwischen Kobalt und Kobold, zwischen Namibia und Nigeria? Sollen sich die Untertanen doch für klüger halten als die Herrscher. Sollen sie ihren Spaß haben — aber wir bestimmen, wann ihnen das Lachen vergeht!

Auch in den Inkompetenz-Netzwerken dürfte es eine große Anzahl von Beteiligten geben, welche sich keineswegs selbst betrügen, sondern die jeweilige Ideologie bewusst nutzen, um ihren Einfluss und Kontostand zu erhöhen. Das funktioniert nicht nur im Gesundheitsbereich. Es funktioniert noch besser mit dem vermeintlichen Klima- und Naturschutz. 

Zerstörungs-Kompetenz 

Aus diesem Grund ist es verfehlt, Politikern wie Habeck oder Baerbock Inkompetenz zu attestieren, bloß weil sie keine spezifische Sachkunde haben. Gute Minister brauchen keine spezifische Sachkunde. Ihre Kardinalkompetenzen sind Urteilskraft und Entscheidungsfreude. Fehlende Sachkunde taugt, wie erwähnt, hervorragend dazu, die eigene Macht zu demonstrieren und auszubauen. Dies kann anhand extremer Beispiele wie Hitler, Stalin oder Mao gezeigt werden. Niemand kommt auf die Idee, an ihnen in erster Linie mangelnde Sachkunde zu kritisieren. Man beklagt vor allem ihre abgrundtiefe Bosheit.

Habeck mag keine Ahnung von Wirtschaft, Baerbock keine Ahnung von allem haben. Kompetent sind sie als formal Zuständige allein schon kraft ihres Amtes. Dies gilt auch für Karl Lauterbach, der zusätzlich eine passende formale Ausbildung hat, um als sachkundig im engen Sinne zu gelten. Habeck, Baerbock und Co. sind alles andere als unqualifiziert, ihre Ziele zu verwirklichen. Sie sind vielmehr besonders kompetent, das Land zu ruinieren. Genau dies ist der kaum verschleierte Zweck all ihrer Übungen. Sie drücken es nur etwas blumiger aus. Der Wohlstand soll mit Hinweis auf ein Goldenes Mondkalb namens „Klimaschutz“ drastisch vermindert werden. Damit die Leute dieses Ziel bejahen, wird ihnen erzählt, es werde eine Art „Wohlstand der Herzen“ geschaffen – getreu der Rilke-Weisheit, Armut sei „ein großer Glanz aus Innen“.

Mit orwellscher Rhetorik, paradoxen Forderungen lullen sie die Bürger ein und zermürben zugleich ihre Kritiker. Man kann ihnen nicht absprechen, darin höchst kompetent zu sein. Wie viel Reflexion jeweils im Spiel sein mag, ist zweitrangig. Das Genie schafft unbewusst. Seine Werke werden ihm auch dann zugeschrieben, wenn es sich selbst als Instrument Gottes bezeichnet. So schaffen scheinbar inkompetente Akteure ein Meisterwerk der Zerstörung nach dem anderen.

Keine Übertreibung

Dies sollte nicht als sarkastische Überspitzung meinerseits missverstanden werden. Es folgt streng aus meiner oben empfohlenen Faustregel, von den verwendeten Mitteln auf den Zweck und von dort auf die Absicht der Akteure zu schließen. Die hierzulande getroffenen Corona- und Klimaschutzmaßnahmen sind optimal geeignet für Herrschafts- und Gewinninteressen, aber kaum geeignet, konkrete Probleme im Hinblick auf das zu lösen, was traditionellerweise – nicht im Sinne von Orwells Neusprech – unter dem Wohl der Bürger verstanden wird. 

Aus den absichtlich geschaffenen Problemen folgt eine Reihe weiterer gravierender Probleme, von welchen sich die Inkompetenz-Netzwerke nähren, um größer und mächtiger zu werden. Denn infolge ihrer Propaganda werden die Probleme nicht auf das Wirken dieser Netzwerke zurückgeführt, sondern stigmatisierten Gruppen zugeschrieben und als Aufforderung verstanden, Maßnahmen zu verschärfen und Defätisten zu neutralisieren. Coronaregime, Energiewende oder ähnlich katastrophale Unternehmungen bleiben somit stets „im Felde ungeschlagen“ und können – wenn überhaupt – nur per „Dolchstoß an der Heimatfront“ scheitern. Solange die Medien mitmachen, wird dieser Zirkel nicht durchbrochen, die Lawine nicht gestoppt.

Das alles sind keine Geheimnisse, sondern einschlägig bekannte Macht- und Herrschaftsstrategien. Was also ist so abwegig an dem Gedanken, dass gerade die mächtigsten Akteure bzw. deren Berater diese Mechanismen genau kennen und mit voller Absicht nutzen? Abwegig erscheint vielmehr der Gedanke, solches Wissen werde nicht zu illegitimen Zwecken genutzt, obwohl es hervorragend dazu geeignet ist.

Das pawlowsche Volk

Kommen wir nun zur Bevölkerung. Wie steht es mit ihrer Inkompetenz, also der Unfähigkeit, kolossale Schäden wie die durch das Coronaregime verursachten erstens zu erkennen und zweitens ihnen entgegenzuwirken? 

Was das Erkennen betrifft, wird oft auf Mechanismen der Massenmanipulation hingewiesen, welche Menschen in den Panikmodus versetzen und deren Verstand blockieren. Meiner Erfahrung nach spricht nichts für obige Behauptung. Es mag sein, dass in akuter Panik der Verstand nicht mehr arbeitet. Doch die Menschen sind nicht in akuter Panik, wenn sie wohlig auf der Couch vor sich hindämmern und sich mit den neuesten apokalyptischen Nachrichten berieseln lassen. Sie bekommen allenfalls Furcht. Furcht blockiert den Verstand nicht, ist oft das Resultat korrekten Verstandesgebrauchs. 

Treffender erscheint der Vergleich zur Hypnose. Durch Berieselung mit den immergleichen Botschaften lassen die Leute sich möglicherweise in eine Art Trance versetzen. Doch Hypnose funktioniert nicht bei allen. Sigmund Freud gab sie genau aus diesem Grund auf. Ein Hypnotiseur sagte mir einmal, sie funktioniere bei nur etwa sechzig Prozent.[4] Sein Versuch, mich in Trance zu versetzen, scheiterte vollständig, obwohl ich keinerlei inneren Widerstand dagegen hatte – im Gegenteil. Wenn die Prozentangabe des Hypnotiseurs näherungsweise stimmt, hat man vielleicht ungefähr die Anzahl derer, die aufgrund medialer Berieselung alle Coronamaßnahmen entweder aktiv bejahen oder ohne inneren Widerstand über sich ergehen lassen.

Die Botschaften werden zwar eingehämmert, aber die meisten Konsumenten nehmen sie in einem semipassiven oder halb abgelenkten, meist entspannten Zustand auf – vor dem Fernseher, beim Radiohören, bei der morgendlichen Zeitungslektüre. Wer die mediale Angstpropaganda allerdings in sich selbst zur Panik steigert, ist offenbar übermotiviert. 

Trotz allem gibt es nicht das geringste kognitive oder emotionale Problem, auf solche Propaganda mit Skepsis zu reagieren. Jeder weiß, dass man nicht alles glauben kann, was die Medien verbreiten. Jeder weiß, dass Medien schlechte Nachrichten als gute Nachrichten betrachten. Jeder weiß, dass viele Journalisten voreingenommen und skrupellos sind. Jeder weiß, dass Bilder manipulativ eingesetzt werden können. Nichts davon zu glauben, was in den Leitmedien berichtet wird, ist sogar besser, als alles zu glauben. 

Leckerli für alle!

Die vielbeschworene Massenmanipulation funktioniert offenbar nicht als Einbahnstraße. Sie trifft anscheinend auf Individuen, die gewillt sind, in einen seelischen Ausnahmezustand zu geraten. Wenn sie sich zu Pawlowschen Hunden machen lassen, rechnen sie – genau wie Letztere – mit einer Belohnung. Diese bekommen sie in vielerlei Gestalt.

Die Neigung der Menschen, auch Angehörige der eigenen Gruppe zu schikanieren, könnte ein evolutionäres Erbe sein. Bei vielen Säugetieren, die in Gruppen leben, ist dies jedenfalls ganz normal – zum Beispiel bei Schimpansen. Das Ausleben solcher Neigungen kann als Belohnung im oben genannten Sinne interpretiert werden. Aggressionen dürfen hemmungslos ausagiert werden, wenn sie mit der „Angst vor Corona“ gerechtfertigt erscheinen; man darf nun Angehörige und Schutzbefohlene foltern, die eigenen Kinder traktieren, die Alten verkümmern lassen, und wird dafür noch als moralisches Vorbild bejubelt. Lehrer können sich an Schülern rächen, die ihnen zuvor auf der Nase herumgetanzt sind, Verkäufer an ihren Kunden usf.

Das ohnehin grassierende Münchhausen-Syndrom, das schon mit Hilfe von Veganismus und Ökologismus ganze Generationen von Kindern zugrunde richtet, wird nun endgültig zur vorbildlichen seelischen Disposition. Je kränker man die eigenen Kinder macht, desto mehr narzisstische Zufuhr bekommt man. Man schädigt sie durch Panikmache, mit Masken und „Impfungen“; die Kleinen werden daraufhin immer kränker, bekommen Depressionen und Verhaltensstörungen. Die Eltern aber ernten Bedauern und Lob dafür, wie tapfer sie damit umgehen, dass der Nachwuchs nun so schwer unter „Long Covid“ leidet. 

Das Ganze hat etwas von einem Rausch. Viele Menschen sind unter dem Coronaregime sichtlich in ihrem Element. Es bereitet ihnen Hochgefühle, Teil einer verschworenen Schicksalsgemeinschaft zu sein („Gemeinsam gegen Corona!“). Gerade linksalternative Pseudoindividualisten haben endlich einen angemessenen Vorwand gefunden, im Gleichschritt zu marschieren. Die Reihen fest geschlossen. 

Andere zu denunzieren, ins Elend zu stürzen, zu stigmatisieren, zu marginalisieren ist auf einmal erste Bürgerpflicht, lustvoller Sauerstoffentzug keine sexuelle Anomalie mehr, sondern Volkssport Nr. 1. Im Ausnahmezustand werden die Karten neu gemischt. Nicht wenige hoffen wahrscheinlich auf eine höhere Position innerhalb der gesellschaftlichen Hierarchie. Die Manipulierten haben also durchaus eine Menge davon, wenn sie nur über hinreichend unlautere Neigungen verfügen.

Bestimmend ist meinem Eindruck nach weniger die Panik, sondern die Erlaubnis, einer konstruierten feindlichen Gruppe den Garaus zu machen, hemmungslos in strikten Freund-Feind-Schemata zu denken und zu agieren. Damit fühlt man sich in der Eigengruppe umso mehr aufgehoben. Ganz grundsätzlich tun Menschen so etwas, weil es ihnen schlichtweg Lust bereitet. Das, was wir heute so hochtrabend „Empathie“ nennen, galt immer nur für die Eigengruppe und ist historisch gewachsen. Man kann es leicht ausschalten oder herunterdimmen.

Wir können auch anders!

Wenn von Kompetenzen, also Fähigkeiten,[5] die Rede ist, muss zwischen Fähigkeiten erster und zweiter Ordnung unterschieden werden.[6] Alle menschlichen Individuen haben die Fähigkeit zweiter Ordnung, Gründe abzuwägen und ihr Tun daran auszurichten – ganz unabhängig davon, wie sehr ihnen die Fähigkeit erster Ordnung aktuell oder gar dauerhaft abgehen mag. Außer in akuter Panik können sie jederzeit einen Schritt beiseitetreten und sich kritisch begutachten.[7] Dieser Erkenntnis folgend steht in der UN-Menschenrechtscharta, dass alle Menschen zu Vernunft (und Gewissen) begabt sind. 

Ziehen wir nun diejenigen Individuen ab, welche nicht die Fähigkeit erster Ordnung haben, bleibt eine überwältigende Mehrheit mindestens normal intelligenter, einsichts- und steuerungsfähiger Personen übrig. Diese müssen weder selbst Experten sein noch über mehr als oberflächliche Sachkenntnis verfügen, um sich ein hinreichend rationales, vorläufiges Urteil bilden zu können.[8] In der Regel genügen der gesunde Menschenverstand und die grobe Kenntnis einiger zentraler Sachverhalte. 

Vergegenwärtigen wir uns, dass massive totalitäre Übergriffe wie die Corona- oder Umweltschutzmaßnahmen immer auf (negativen) Prognosen von Experten beruhen. Experten sind aber keine sonderlich guten Prognostiker. Bei Prognosen über Dreijahresfrist sind sie nicht besser als Laien, die einfach raten. Der Psychologe Philip E. Tetlock, der die umfassendste empirische Untersuchung zum Thema vorgelegt hat, spricht überspitzt von Schimpansen, die Dartpfeile werfen.[9] Aus seiner Studie folgt zum Beispiel logisch, dass die apokalyptischen, langfristigen Prognosen bezüglich des Klimas barer Nonsens sind. Gleichwohl werden damit drastische Maßnahmen begründet. 

Zwar sind Experten bei kurzfristigen Prognosen bis zu einem Jahr etwas besser. Dennoch gibt es keinen Grund, solche Vorhersagen als Evangelium anzusehen und Handlungsanweisungen blind zu folgen, die auf solchen Prognosen beruhen. Das gilt besonders dann, wenn die betreffenden Experten Interessenskonflikte haben, was sehr oft der Fall ist. Vertrauen in Experten ist umso weniger berechtigt, je mehr diese sich auf extreme und langfristige Prognosen stützen, die schnelles und drastisches Handeln erforderlich erscheinen lassen. Von Regierungen bestallte Experten ähneln oft Priestern, Sehern oder Orakeln; ihre „Wissenschaft“ kann kaum vom Hokuspokus unterschieden werden.

Hinzu kommt, dass laut Tetlock starke gesellschaftspolitische Überzeugungen die Prognosefähigkeit zusätzlich verschlechtern. Es ist also doppeltes Misstrauen geboten, wenn Experten solche starken Überzeugungen vor sich hertragen, zum Beispiel beim Thema Umwelt- und Klimaschutz. Und tatsächlich sind die Prognosen solcher Leute fast immer vollkommen falsch, was ihnen jedoch nie schadet. Ähnliches mag für Experten gelten, die Corona als „Chance“ betrachten, die Welt umfassend zu verändern. Auch deren Prognosen sind mit ziemlicher Sicherheit falsch. Beim Thema Corona dürfte aber blanke Korruption der Experten die Hauptrolle spielen.

Hier das Resultat unvoreingenommener Analyse:

Professor Kraus ist selbst ein sehr qualifizierter Fachmann. Er spricht gelassen aus, was im Grunde jeder weiß. Außer Intellektuellen. Die glauben lieber an den Weihnachtsmann.

Gute Prognosen hingegen werden von Personen erstellt, die intuitive oder bewusste Bayesianer sind, das heißt mit subjektiven, bedingten Wahrscheinlichkeiten arbeiten, und insgesamt offen und skeptisch sind.

Die vorläufigen Urteile des natürlichen Berstandes können im Sinne einer bayesianischen Basiswahrscheinlichkeit Ausgangspunkte genauerer Analyse sein, bei welcher jene Urteile mit den hinzukommenden Kenntnissen immer wieder abgeglichen werden. Denn im Kern kommt es auf die Wahrscheinlichkeit an, mit welcher Ereignisse eintreten – zum Beispiel hundert Millionen oder nur hundert Covid-Tote. Die vorläufigen Urteile des natürlichen Verstandes reichen schon zu Beginn aus, um eine Ergebnisoffenheit zu etablieren, die den extrem einschneidenden Maßnahmen den Charakter des Alternativlosen nehmen. Allein dadurch fällt das ganze Kartenhaus sofort in sich zusammen.

Unbildung schlägt Bildung

Wie Arthur Schopenhauer feststellte, kann natürlicher Verstand fast jeden Grad an Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand. Über natürlichen Verstand verfügen auch und vor allem Ungebildete. Das Bestreben von Gebildeten ist es, den Ungebildeten diesen Verstand auszutreiben, um sich selbst als Elite an die Spitze der Hierarchie zu setzen. Dazu muss unablässig und auf allen erdenklichen Wegen Propaganda gemacht werden. Man darf nicht vergessen, dass katastrophale gesellschaftliche Phänomene wie zum Beispiel der Nationalsozialismus von Gebildeten ersonnen wurden. Der arische Mythos zum Beispiel kam durch Linguisten in die Welt. Das gesellschaftliche Unheil kommt meist von oben. Wird die Propaganda nur einen Moment lang unterlassen, kommen die Normalbürger augenblicklich wieder zur Besinnung, während die Intellektuellen sich fühlen wie Fische in einem Teich, dem das Wasser abgelassen wurde. 

Jeder Ungebildete kann vollmundige Behauptungen über Corona und die Maßnahmen mit handfester Logik leicht auf Plausibilität prüfen. No rocket science required. Corona ist ein Killervirus? Warum sind dann nicht mehr Wohnungen frei? Warum sehe ich noch immer so viele muntere Greise auf den Straßen? Masken schützen? Warum werden die Leute dann trotzdem krank? Ist es nicht ungesund, wenn man nicht richtig atmen kann? Welchen Sinn haben Masken an der frischen Luft? Impfungen sind „hochwirksam“? Warum muss man sie dann ständig auffrischen? Warum kenne ich lauter Geimpfte mit Grippesymptomen? Man braucht wahrlich keine hohe Bildung oder hohe Intelligenz, um Ungereimtheiten wahrzunehmen. 

Neben das Dauerfeuer „schlimmer Bilder“ aus xy treten die immergleichen Experten, die das immer andere Immergleiche erzählen. Man verwendet wissend klingende Worte wie „Long Covid“, „Präventionsparadoxon“ oder „exponentielles Wachstum“, um die Arroganz der Gebildeten zu triggern und diese auf Ungebildete zu hetzen. Letztere müssen – weil meist in „systemrelevanten“ Berufen ohne Homeoffice tätig – die Suppe auslöffeln, zum Beispiel den ganzen Tag FFF-P-2-Masken tragen. Deshalb dürfen sie möglichst niemals auf richtige Gedanken kommen. Der natürliche Verstand muss beständig in Schach gehalten werden.

Fragwürdige Psychologie 

Es hat sich eine Vorstellung der menschlichen Seele durchgesetzt, welche in immer neuen Variationen die „Macht des Unbewussten“ beschwört. Dieses vor allem in der Romantik beliebte Konzept mag künstlerisch inspirierend gewesen sein, beruht aber wohl auf maßloser Übertreibung, Überschätzung und Überhöhung nichtbewusster Vorgänge in der Psyche.[10] 

Als überwertige Idee hält es sich bis heute ungebrochen und wird mit heiligem Ernst zum Beispiel in der Neurobiologie vertreten. Dies zeitigt unfreiwillig komische Resultate wie den mereologischen Fehlschluss, das menschliche Hirn zum Akteur und die Person zu dessen ausführendem Organ zu erklären. Damit gehen meist vollmundige Behauptungen über die vermeintlich nicht vorhandene Willensfreiheit einher.[11]

Es liegt auf der Hand, dass die Menschen in einem solchen Rahmen als willenlose, machtlose Objekte der Manipulation erscheinen und nicht mehr als Urheber ihres Tuns oder Zulassens gelten können. Doch es gibt keinen überzeugenden Grund anzunehmen, dass wir nicht Herr im eigenen Haus sind, bloß weil manche inneren Prozesse ohne aktuales Bewusstsein vonstatten gehen.

Es kostet einen alten, schwachen Menschen sicher mehr Energie, immerzu freiwillig mit einer FFF-P-2-Maske herumzulaufen, als im heimischen Sessel einmal über den Sinn dieser Übung nachzudenken. Eigenständiges Denken mag mehr Energie kosten als intuitive Urteile, tst aber jederzeit möglich. Wenn es jedoch auf äußeren Widerstand stößt, zum Beispiel bei tabuierten Themen, wird die Energie dazu gebraucht, sich anzupassen, also das Resultat eigenständigen Denkens bei Bedarf geheim zu halten oder in eine unbeleuchtete Ecke der Seele zu schieben.

Ist der Bedarf stetig, muss der Verstand dauerhaft gedeckelt werden. Je größer der gesellschaftliche Druck, desto größer die Neigung zur Anpassung. Will sagen: Es könnte ein Kalkül dahinterstehen, sich lieber von Propaganda einlullen zu lassen, statt dauerhaften Ärger zu riskieren. Denn die Furcht vor Ächtung und Ausschluss aus der Eigengruppe ist berechtigt und tief verankert.

Alle Psychologie, welche mit zahlreichen Experimenten das Gegenteil bewiesen zu haben glaubt, muss kritisch betrachtet werden, denn sie befindet sich in einer Replikationskrise. Viele ihrer Resultate finden in Kontrollexperimenten keine Bestätigung und sind daher nicht verlässlich. Die Ergebnisse werden aber in Abstracts, Presseerklärungen und populärwissenschaftlichen Büchern zu bedeutsamen Erkenntnissen aufgebläht. 

Auch das immer wieder erwähnte Milgram-Experiment sowie die Stanford-Prison-Studie beruhen auf fragwürdigem Design und Manipulationen seitens der Studienleiter, wie der Psychologe Stuart Richie im Detail nachweist.[13] Es ist heikel, auf solche Studien zu verweisen, wenn man damit etwas erklären will – allein schon deshalb, weil sie gar nichts erklären. Psychologie, welche Teil der Aufklärung sein will, wird rasch selbst zur Propaganda.

Wenn die „Corona-Krise“ eines gelehrt hat, dann wohl, dass subtile Propaganda, die mit Botschaften unterhalb der Bewusstseinsschwelle arbeitet, entbehrlich ist. Es genügt offenbar bloße Konditionierung. Diese spielt sich aber nicht unterhalb der Bewusstseinsschwelle ab. Die Menschen merken, dass sie mit solchen Botschaften bombardiert werden. Selbst Minderbemittelte können wahrnehmen, wenn ihnen etwas zu heftig eingeredet wird.

Warum sollten also mindestens normal intelligente Menschen dies nicht erkennen? In anderen Zusammenhängen durchschauen sie es schließlich mühelos. Man beobachte nur, mit welcher Spitzfindigkeit viele Befürworter der Coronamaßnahmen diese verteidigen; wie skeptisch sie sein können, wenn sie wollen. Sie brauchten nur einen Schritt zu tun und die Doppelstandards wegzulassen, schon wäre der Spuk vorbei. Doch diesen Schritt machen sie ganz bewusst nicht. Sie wissen genau, dass es der entscheidende Schritt zuviel wäre und sie ihre Position dann nicht mehr halten könnten. Sie wollen sie aber auf Biegen und Brechen halten, weil sie etwas davon haben.

Es sollte meines Erachtens wenigstens in Erwägung gezogen werden, dass die Menschen sich offenen Auges für dumm verkaufen und in die gewünschte Richtung lenken lassen. Dann läge der Akzent mehr auf den Motiven und Intentionen der Manipulierten, nicht der Manipulateure. Diese Motive und Intentionen sind vielschichtig, oft moralisch indifferent oder gar legitim. Aber es ist wahrscheinlich ein signifikanter Anteil böser Absichten im oben genannten Sinne am Werk. Da böse Absichten mehr durchschlagen als gute, könnten sie das Zünglein an der Waage sein. 

Im anderen Licht

Welche harten empirischen Daten, welche logisch zwingenden Theorien sprechen grundsätzlich gegen die Annahme, dass den Menschen insgesamt weit bewusster ist, was sie tun, als es den Anschein hat; dass sie mehr lügen, als sie sich selbst belügen; dass sie Gedanken wissentlich in Abseits schicken; dass sie ihre Manipulation zulassen, weil sie ihnen unterm Strich Vorteile bringt? Menschen lügen und täuschen andere Menschen gewohnheitsmäßig. Dazu benötigen sie ihren Verstand! Das gewohnheitsmäßige Lügen ist ein Produkt dieses gewohnheitsmäßigen Verstandesgebrauchs. 

Ich meine, dass man die Phänomene auch in diesem Licht betrachten und den Fokus auf bewusste Absicht richten kann, ohne Plausibilität einzubüßen. Die Menschen erscheinen dann weder als dumm noch inkompetent noch passiv, sondern als kompetente Individuen, die Entscheidungen treffen, deren Resultate ihnen persönlich und niemandem sonst zugeschrieben werden müssen. 

All diese Individuen sind ohne Weiteres in der Lage – also hinreichend kompetent – grobe Ungereimtheiten und grobe Unangemessenheit zu erkennen. Wer dies nicht tut, unterlässt es mit Absicht. Wer dies trotz offenkundigem Schaden aus Überzeugung nicht tut, unterlässt es mit böser Absicht. 

Wenn wir die kraft Amt und Stellung Verantwortlichen ausnehmen, kann in der Bevölkerung grob zwischen den Willigen auf der einen Seite sowie dem Rest auf der anderen Seite unterschieden werden. Erstere handeln eindeutig verwerflich, letztere entweder mit geringer oder gar keiner individuellen Schuld. Sie haben keine bösen Absichten, erkennen vielleicht nur die Aussichtslosigkeit ihrer persönlichen Lage und gehorchen dem Imperativ. Man kann von niemandem verlangen, sich für andere aufzuopfern. „Mitmachen“ ist nicht notwendig individuell schuldhaft, schon gar nicht dann, wenn die totalitären Verhältnisse hinreichend entfaltet sind, um für jeden eine existenzielle Bedrohung darzustellen. 

Schuld kann auch als überindividuelle Kategorie verstanden werden. Demnach tragen wohl alle, die sich nicht aktiv entgegenstemmen, eine Mitschuld. Doch diese entspringt in der letztgenannten Gruppe nicht böser Absicht oder Dummheit/Inkompetenz. Entscheidend ist meiner Meinung nach immer die Gesamtstärke böser Absichten im hier dargelegten Sinn.

Fazit

Weder Dummheit noch fehlende Sachkunde stehen im Gegensatz zur bösen Absicht. Es ist oft zweckrational, Schaden und Mangel absichtsvoll zu erzeugen, um moralisch zweifelhafte oder verwerfliche Ziele zu erreichen. Menschen handeln zweckrational. Namentlich im Falle des Coronaregimes finde ich es daher grotesk, den Verantwortlichen zu bescheinigen, sie seien guter Absicht, aber einzeln oder insgesamt zu unterbelichtet oder zu inkompetent, den immensen Schaden zu erkennen und abzuwenden, der durch Corona-Maßnahmen verursacht wird. Ebenso verfehlt scheint es mir zu sein, die Dummheit oder Inkompetenz der Bevölkerung als Erklärung zu favorisieren. Auch hier liegt böse Absicht als kausal wirkmächtigster Faktor am nächsten. Bezieht man den Selbstbetrug ein, gibt es keinerlei rationale Option mehr, böse Absicht als treibende Kraft zu vernachlässigen oder auszuschließen.

Hanlons Rasiermesser hingegen ist die zur Faustregel geronnene Naivität zweiten Grades. Es wird dort nicht mit der Dummheit oder Inkompetenz anderer gerechnet, sondern dazu aufgefordert, sich selbst im Gestus intellektueller Überlegenheit möglichst dumm zu stellen. Damit gehört es in den Bereich der Propaganda, nicht in den der Aufklärung. Vielleicht kann man es mit dieser Faustregel in totalitären Zeiten besser aushalten. Dann würde Hanlons Rasiermesser gerade wegen seiner Stumpfheit eine Art guten Zweck erfüllen. Glücklich wird man damit aber nicht werden.


[1] Vgl. dazu ausführlich Gerd Reuther, Heilung Nebensache, 2. Aufl. München 2021. 

[2] In einem anderem Wertesystem mögen sie als gut gelten. Die Begriffe gut und böse sind zwar relativ zum jeweiligen Wertsystem. Dennoch gibt es einige konstante Bestimmungen, die bei allen oder fast allen menschlichen Gemeinschaften zumindest in der jeweiligen Eigengruppe gelten. Das Thema kann hier nicht weiter vertieft werden. 

[3] Vgl. zum Beispiel Gunter Frank, Der Staatsvirus, Berlin 2021, Teil 3.

[4] Im Internet finde ich vor allem Behauptungen darüber, wie gut die Hypnose wirke. Diese bezieht sich aber auf Resultate nach gelungener Trance. Die Tatsache, dass viele Menschen sich trotz innerer Bereitschaft nicht in Trance versetzen lassen, wird von den Interessensvertreten als Mythos dargestellt. Ich vermute hingegen, dass „mein“ Hypnotiseur nicht unfähig, sondern ehrlich war und daher wohl richtig lag. 

[5] Ausführlich zum Begriff der menschlichen Fähigkeiten vgl. Russell DiSilvestro, Human Capacity and Moral Status, Heidelberg 2010.

[6] Vgl. Eric T. Olson, The Human Animal, Oxford 1997, S. 85 ff.

[7] Als menschliches Individuum hat bereits die befruchtete Eizelle zu gelten. Es ist kein potenzielles menschliches Wesen. Vgl. dazu David S. Oderberg, Applied Ethics, Oxford 2000, S. 8ff. Dies sieht auch der australische Bioethiker Peter Singer so. Er meint, dass die befruchtete Eizelle zwar ein menschliches Wesen, aber keine Person sei. Vgl. Peter Singer, Praktische Ethik, 3. Aufl., Stuttgart 2013, S. 224 ff.

[8] Rationale Urteile bleiben selbstverständlich immer vorläufig, können aber besser oder schlechter gestützt sein. Vor-Urteile sind nur dann schlecht, wenn sie sich von der Außenwelt abkapseln.

[9] Philip E. Tetlock/Dan Gardner, Superforecasting, Frankfurt am Main 2016, S. 10–12.

[10] Vgl. dazu ausführlich Philipp Hübl, Der Untergrund des Denkens, Reinbek bei Hamburg 2015.

[11] Vgl. Maxwell R. Benett/Peter M.S. Hacker, Die philosophischen Grundlagen der Neurowissenschaften, 3. Aufl., Darmstadt 2015. Vgl. auch Geert Keil, Willensfreiheit, 2. erw. Aufl., Berlin 2013. Vgl. ferner Brigitte Falkenburg, Mythos Determinismus, Heidelberg 2012.

[12] Vgl. Stuart Richie, Science Fictions, New York 2020. S. 25 ff. 

[13] Vgl. Ebd., S. 29 ff.